Kaufen Sie die Software, nicht die Kopie!
Das Problem: Jemand schreibt ein Programm, das er gern als freie oder Open-Source-Software veröffentlichen möchte. Er hat aber so viel Arbeit investiert, dass er es nicht verschenken möchte. Der Gedanke, Geld für das Programm selber zu nehmen, widerspricht aber der Idee der freien Software. Danach können sich Programmierer dafür bezahlen lassen, Software zu installieren, zu warten oder Software-Kombinationen zusammen zu stellen, die eine bestimmte Funktion erfüllen. Das Programm selbst muss aber kostenlos allen anderen Programmierern zur Verfügung stehen.
Der Kölner Verein für freie Nutzungsrechte e.V. hat daher ein Konzept entwickelt, das eine Brücke schlagen soll. Dabei legt ein Programmierer den Betrag fest, den er für seine Software bezahlt bekommen möchte. Er stellt eine Demo-Version der Software zur Verfügung, die Interessierte testen können. Wer bereit ist, Geld dafür auszugeben, spendet an den Verein, der als Treuhänder das Geld verwaltet.
Kommt die gewünschte Summe zusammen, wird die Software frei gegeben. Kommt sie nicht zusammen, wird das Geld für einen gemeinnützigen Zweck gespendet, den der Programmierer selbst festlegt. Beträge über 25 Euro können an den Spender zurück überwiesen werden, wer weniger zahlt, hat sein Geld verloren. Der Programmierer kann sich dann überlegen, welchen anderen Weg er einschlägt, um die Software zu veröffentlichen.
Was aber, wenn Interessenten nicht zahlen, weil sie hoffen, dass es andere tun, um dann davon zu profitieren? Nach Ansicht von Freinutz liegt die Motivation zu spenden darin, ein möglichst freies Produkt zu erhalten: „Wenn Sie abwarten riskieren Sie, dass das Werk nie veröffentlicht wird oder irgendwann zu einem festen Preis im Laden steht. Und dann müssen Sie einen festgesetzten Preis bezahlen und sich mit vielen Einschränkungen abfinden (z.B. nicht weitergeben dürfen, nur auf einem PC benutzen…)“, heißt es auf der Website des Vereins.
Die Idee basiert auf dem so genannten Street Performer Protocol, das von John Kelsey und Bruce Schneier entwickelt wurde (Link unten) und ist nach Angaben der Betreiber von Freinutz bei einigen Projekten bereits erfolgreich eingesetzt worden – etwa bei der 3D-Software Blender.
Eine Software, die „ersteigert“ werden kann, gibt es bei Freinutz derzeit nicht. „Wir suchen im Moment nach Projekten, die an einem Vertrieb mit unserer Plattform interessiert sind“, sagt Niels Gierse, Vorsitzender des Vereins. „Aber auch Eindrücke, Meinungen und Verbesserungsvorschläge interessieren uns sehr.“
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