Kanadische Musiker protestieren gegen DRM
Eine Koalition aus Sängern, Songschreibern und Produzenten hat in Kanada eine Lobby-Organisation gegründet, um ihre eigenen Interessen zu vertreten, aber auch die ihrer Fans. Am „Tag des geistigen Eigentums“ gaben die Musiker die Gründung der Canadian Music Creators Coalition (CMCC) mit einem Manifest bekannt.
Dabei greifen sie auf einen Slogan zurück, der zu Zeiten des Protests gegen den Vietnam-Krieg große Popularität genoss: „Not in Our Names!“, auf Deutsch „Nicht in unserem Namen!“ Damit sollte in den 60er und 70er Jahren ausgedrückt werden, dass der Vietnamkrieg nicht im Namen des amerikanischen Volkes geführt werde. Heute richtet er sich in erster Linie gegen den übermächtigen Einfluss „multi-nationaler Labels“ auf die Copyright-Gesetzgebung in Kanada.
Statt der Interessen kanadischer Musikschaffender würden diese Labels die Interessen ihrer Geldgeber im Auge haben. Es sei die Verantwortung der kanadischen Regierung, „kanadische Künstler vor Ausbeutung zu schützen“, heißt es in einer Erklärung auf der Website der CMCC. Und weiter: „Wir sind es, die kanadische Musik schaffen. Ohne uns gäbe es keine Musik, die durch das Copyright zu schützen wäre.“
In diesem Sinne haben sich die CMCC-Gründer auf drei Prinzipien geeinigt, an denen sich eine Copyright-Reform und die Kulturpolitik ausrichten sollten:
– „Unsere Fans zu verklagen, ist zerstörerisch und heuchlerisch.“
– „Digitale Schlösser sind riskant und kontraproduktiv.“
– „Die Kulturpolitik sollte kanadische Künstler unterstützen.“
Der Fan ist nicht der Feind
Die Musiker distanzieren sich deutlich von allen Kampagnen gegen ihre Fans: „Gesetzesvorschläge, die Klagen gegen unsere Fans unterstützen oder die Kontrolle der Musik-Labels über den Musikgenuss ausweiten, sind ‚nicht in unserem Namen’ gemacht, sondern im Auftrag der ausländischen Besitzer der Musik-Label.“ Mit Klagen würden Fans ungerechter Weise abgestoßen, wofür letzten Endes die Musiker verantwortlich gemacht würden. „Wenn es eine Bedrohung für kanadische Musiker gibt, dann sind das nicht Tauchbörsen, sondern die Klagen der Musikindustrie gegen unsere Fans“. Musik sei im Übrigen schon immer getauscht und weiter gegeben worden.
Künstler gegen DRM
Die in der CMCC vertretenen Künstler betonen, dass sie gegen den Einsatz von DRM-Technologien sind. Gesetze, die eine Umgehung von DRM-Technologie verbieten und unter Strafe stellen, seien „riskant und kontraproduktiv“. Nicht die Künstler würden ihre Musik mit „digitalen Schlössern“ versehen, sondern vorrangig einige große, ausländische Musiklabels, die ihre Kontrolle über kanadische Musiker und Musikhörer ausweiten wollten. Das könne nicht die Aufgabe von Gesetzen sein, so die Musiker: „Die Gesetze sollten Musiker und Konsumenten schützen, nicht restriktive Technologien.“
Deutsche Musiker stellen ähnliche Forderungen
Ende 2005 hat sich Ähnliches in Deutschland ereignet, als der Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen (VUT) aus der deutschen Landesgruppe der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) austrat und die Kampagne „Respect the Music“ ins Leben rief. Die Kampagne setzt drei Schwerpunkte: DRM und Kopierschutz sind keine Lösung; das Urheberrecht muss überarbeitet werden und „die strafrechtliche Verfolgung von P2P Usern löst das Problem der Piraterie nicht und macht Fans zu Kriminellen.“
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