Kanadische Künstler fordern ausgewogenes Copyright
In dem offenen Brief, der an die kanadische Kulturministerin Bev Oda adressiert ist, äußern Künstler, Kuratoren und Kunstinstitutionen ihre Besorgnis zur gegenwärtigen Copyright-Politik. Besonders bedroht werden durch das geltende Gesetz Kunstformen, deren Werke von der Wiederverwendung leben, so die Künstler: „Konzeptkunst, Video- und Filmkunst, Klangkunst und Collage“.
Um die rechtlichen Missstände zu beheben, nennen die Künstler drei Prinzipien, die Kanadas Copyright-Politik künftig berücksichtigen soll:
– „Der faire Zugang zu geschütztem Material liegt im Herzen des Copyrights.“
– „Künstler und andere Kreative brauchen rechtssicheren Zugang.“
– „Der kreative Zugang sollte nicht durch den gesetzlichen Schutz für technische Schutzmaßnahmen ausgehebelt werden.“
Zu den Unterzeichnern des offenen Briefes gehören die Independent Media Arts Alliance (IMAA/AAMI), von Künstlern betriebene Kunstzentren, Kuratoren und Direktoren von mehr als 50 Galerien, Kunstlehrer von 27 kanadischen Universitäten und Colleges sowie mehr als 250 individuelle, zum Teil preisgekrönte Künstler.
Breite Künstler-Bewegung für faires Copyright
Bereits im April dieses Jahres trat die neu gegründete Canadian Music Creators Coalition (CMCC) an die Öffentlichkeit, um den Interessen kanadischer Künstler Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die vereinigten Musiker beklagten, dass ihre Bedürfnisse bei der Gesetzgebung weniger Berücksichtigung finden als die wirtschaftlichen Belange ausländischer Medienkonzerne. Der Einfluss „multi-nationaler Labels“ auf die Copyright-Gesetzgebung in Kanada sei schädlich, erklärte die CMCC auf ihrer Webseite. Die Regierung sei in der Pflicht, „kanadische Künstler vor Ausbeutung zu schützen“, denn „[w]ir sind es, die kanadische Musik schaffen. Ohne uns gäbe es keine Musik, die durch das Copyright zu schützen wäre.“
Gegen die Verfolgung von Filesharern und Digitales Rechte-Management bezogen die Musiker klar Stellung: „Gesetzesvorschläge, die Klagen gegen unsere Fans unterstützen oder die Kontrolle der Musik-Labels über den Musikgenuss ausweiten, sind ‚nicht in unserem Namen’ gemacht, sondern im Auftrag der ausländischen Besitzer der Musik-Labels.“
Zu den Mitgliedern der CMCC gehören unter anderem die auch hierzulande bekannten Avril Lavigne, Sarah McLachlan und die Barenaked Ladies.
Barenaked Ladies machen ernst
Stephen Page, Frontmann der Band Barenaked Ladies, traf als Vertreter der CMCC mit der kanadischen Kulturministerin Bev Oda zusammen. Seine Unterstützung für die Initiative begründet er so: „Es geht hierbei nicht darum, unsere Musik zu verschenken. Es geht vielmehr darum, innovative Ansätze für die Bezahlung von Musikern zu unterstützen und Musikfans vor Klagen zu schützen.“ Einen möglichen Weg dazu sieht Page in einer Kopierabgabe auf bespielbare Speichermedien, wie sie in Kanada für leere CDs bereits existiert.
Die Barenaked Ladies selbst zeigen sich im Internet experimentierfreudig. Ihre neuestes Album, „Barenaked Ladies Are Me“, wird in unterschiedlichen Varianten angeboten werden, neben anderen in einer 29-Titel-Variante, die ausschließlich online vertrieben werden soll. Um den Fans die Wartezeit bis zum Erscheinungsdatum zu verkürzen, bietet die Band neben Podcasts zur Albumproduktion die Titel der neuesten Single, „Easy“, kostenlos zum Download an.
Dazu gibt es eine klare Aufforderung an die Fans, die Titel kreativ zu nutzen: „Macht damit, was Ihr wollt: Remixt sie, benutzt sie als Filmmusik für Eure eigenen Produktionen, lasst sie aus dem Autoradio dröhnen (aber verkauft sie nicht). Schickt uns Eure Remixes zu (und verteilt sie weiter). Wir werden die fünf besten Remixes für einen Benefiz-Download auswählen.“
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