Jimmy Schulz: Überkommene Geschäftsmodelle nicht subventionieren
Digitalisierung und Internet haben die Welt verändert und werden sie noch dramatischer verändern. Wir befinden uns gerade mitten in einem evolutionären Umbruch der größer ist als die Erfindung des Buchdrucks oder die Industrialisierung. Geschäftsmodelle, die seit Jahrhunderten funktionierten, scheinen dem Ende nahe zu sein.
Informationen (content) wurde in der Vergangenheit meist auf einem materiellen Träger gebannt und dieser wurde dann transportiert, verkauft, getauscht und verliehen. Das hat vom Buch bis zur Schallplatte auch gut funktioniert. Nun ist es aber offensichtlich, dass erst durch Digitalisierung und dann durch das Internet, der Inhalt sich vom Träger lösen konnte. Das Geschäftsmodell wird nicht mehr funktionieren.
Es ist auch nicht Aufgabe von Politik, überkommene Geschäftsmodelle zu subventionieren. Seit geraumer Zeit kämpfen Musikindustrie, Filmbranche, Zeitungsverlage und der Buchsektor mit diesen Umwälzungen. Dabei wird oft übersehen dass es die Software- und Computerspielbranchen waren, die zuerst mit dieser Herausforderung fertig werden mussten. Bis heute haben sich dadurch viele neue und tragfähige Geschäftsmodelle entwickelt. Shareware, Open Source und eine ganze Reihe innovativer Lizenzmodelle sind dabei entstanden und bereichern den Markt.
Nichtsdestotrotz ist es an der Zeit, grundsätzlich die Frage zu stellen, wie wir mit immateriellen Gütern in Zukunft umgehen um einen fairen Ausgleich für alle Interessen zu finden. Dabei ist es vielleicht hilfreich, alles bisherige über Bord zu werfen und sich von Zwängen und äußeren Randbedingungen zu befreien, ein weißes Blatt Papier (oder ein whiteboard) zu nehmen und eine Idee eines Urheberrechts für das digitale Zeitalter zu schreiben. Nicht weil man dies in der aktuellen Gesetzgebung umsetzen könnte, sondern vielmehr als Leuchtturm, der die Richtung weist.
Zur Person
Jimmy Schulz ist seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags, Mitglied des Innenausschuss, Obmann in der Enquete „Internet und digitale Gesellschaft” und Obmann im Unterausschuss Neue Medien. Im richtigen Leben ist er seit Anfang der 1990er IT- und Internetunternehmer und Politologe.
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