Neues Jamendo: Verwirrende Angaben zu Creative-Commons-Musik

Screenshot: jamendo.com
Der Dienst Jamendo, seit mehr als zehn Jahren im Netz, ist für Musik unter Creative-Commons-Lizenzen eine feste Adresse. Rund 500.000 Titel mit unterschiedlichen Lizenzen finden sich laut eigenen Angaben auf der Plattform. Zugleich experimentiert die Firma aus Luxemburg mit neuen Geschäftsmodellen. Wenn Urheber ihre Musik zwar freigeben, sich aber zum Beispiel die kommerzielle Nutzung oder Bearbeitungen vorbehalten, bietet Jamendo einen Marktplatz für zusätzlich benötigte Lizenzen an. Dort gibt es spezielle Lizenzangebote zum Beispiel für Videospiele, Filmvertonungen oder Kaufhäuser.
Download „nur zum Privatgebrauch“
Im Oktober hat Jamendo seine Plattform umfassend renoviert und sich ein modernes Erscheinungsbild gegeben. Die Informationen, wie Nutzer die Musik verwenden dürfen, sind in der neuen Version jedoch widersprüchlich bis falsch geraten. So wird bei Creative-Commons-Musik nun generell der Hinweis eingeblendet, sie dürfe nicht in Videos verwendet werden. Ausgeschlossen wird das jedoch nur in den Creative-Commons-Lizenzen mit dem Baustein „Keine Bearbeitung/ No-Derivatives“, kurz ND.

Screenshot: jamendo.com
Zugleich stellt Jamendo seine Nutzer lediglich vor die Alternative, ein Musikstück „für den privaten Gebrauch herunterzuladen“ oder eine Zusatzlizenz zu erwerben. Der private Download aber muss nicht durch CC-Lizenzen oder Jamendo erlaubt werden, er ist es in den meisten Ländern ohnehin bereits durchs Gesetz. Auch die Verwendung in Videos oder zu kommerziellen Zwecken kann je nach der jeweiligen Creative-Commons-Lizenz bereits erlaubt sein. Wer nähere Informationen über die tatsächlichen Befugnisse aus den Creative-Commons-Lizenzen sucht, findet diese bei Jamendo nur noch mit der Lupe am Seitenrand.
Creative Commons: Der Lizenztext entscheidet
Ob technische Probleme der Betaversion hinter der nun fehlenden Unterscheidung stecken, bleibt unklar. Die Auswahl beim Download hinterlässt eher den Eindruck, Jamendo wolle seine Nutzer auch dann zum Kauf zusätzlicher Lizenzen auffordern, wenn diese gar nicht nötig sind. Auf Anfragen hat Jamendo dazu bis jetzt keine Erklärung gegeben.
Für Nutzer der Plattform bleibt entscheidend: Wie sie Creative-Commons-Musikstücke verwenden dürfen, ergibt sich weiterhin direkt aus der jeweiligen Lizenz, die die Urheber des Musikstücks gewählt haben (hier ein Überblick und weitere Anlaufstellen für Musik in Videos).
Es bleibt zu hoffen, dass der Dienst die fehlerhaften Angaben noch korrigiert und eine Benutzerführung entwickelt, die die tatsächlichen Befugnisse der Nutzer widerspiegelt.
6 Kommentare
1 Anja am 22. Mai, 2017 um 23:36
Was ist denn aus der Nachfrage geworden?
2 David Pachali am 23. Mai, 2017 um 09:14
Zunächst schrieb mir ein Mitarbeiter, das sei wohl ein Fehler, der bald behoben würde. Auf erneute Nachfrage einige Monate später antwortete mir ein anderer Mitarbeiter, man arbeite an einer neuen Version der Beschreibungen, er finde jedoch den Download-Dialog nicht irreführend.
Wirkliche Änderungen konnte ich bis heute nicht entdecken.
3 Dennis am 14. Dezember, 2017 um 22:13
Danke für die Aufklärung! Ich habe mir schon Sorgen gemacht :D
4 vicks vaporub am 18. Februar, 2021 um 14:12
vor nem halben jahr hab ich nen Zertifikat bei denen gekauft, die lizenz sagte klar aus “zertifikat gilt per Youtube Channel”, nun ham sie nachträglich die Lizenz geändert “darf nur für ein Video verwendet werden” und haben meine Videos wegen Copyright Infringement geflagged
5 Thomas Strauß am 23. Mai, 2021 um 19:06
Der Urheber der Musik-Tracks kann die Lizenz für einen Track einstellen (kommerziell verwendbar oder nicht, veränderbar oder nicht). Der Nutzer kann den Track für privaten Zweck downloaden. Als mp3 oder ogg-Datei. In jedem Fall komprimiert. Das Rohdaten-Format (wav-Datei) steht nicht zur Verfügung.
6 Hans Ruhnau-Wiebusch am 25. September, 2021 um 20:06
Können die von Ihnen angebotenen Songs mit einem Gesang und einem eigenen Text belegt werden?
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