Google plant eigenes DRM
Google-Vorstand Larry Page hat auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, einer der größten Computermessen der Welt, angekündigt, Google werde sein eigenes DRM-System entwickeln. „Wir sind für andere Dinge offen, aber unser eigenes zu entwickeln, schien die einfacherere Lösung zu sein“, wird Page vom IT-Nachrichtendienst „The Register“ zitiert, der Page heftig dafür kritisiert, nicht mehr Details zu veröffentlichen. „Als eine der weltgrößten und derzeit mächtigsten IT-Firmen zu verkünden, man habe ein neues DRM-System konstruiert und dann nicht ein einziges Detail dazu zu offenbaren, ist schlicht und einfach inakzeptabel“, schreibt Register-Korrespondent Ashley Vance.
Google hatte vor etwa einem Jahr mit seinem „Google Video“ genannten Dienst begonnen, auch Video-Inhalte zum Download anzubieten. Nun hat Google Partnerschaften mit dem Fernsehsender CBS, Sony-BMG, der National Basketball Association und anderen geschlossen, um über den so genannten „Google Video Store“ Filme und Sportsendungen abrufbar zu machen. Um derartige Downloads gegen unerlaubtes Kopieren zu schützen, will Google ein eigens entwickeltes DRM-System verwenden. Bereits vorhandene Systeme, etwa von Apple, Microsoft oder Real sollen nicht zum Einsatz kommen. Eine ausführliche Begründung für die Entscheidung lieferte Page nicht. Ebenso wenig wurde bekannt, ob das Google-DRM mit bereits existierenden Systemen kompatibel sein wird.
Auch Apple hat vor kurzem damit begonnen, über seinen iTunes-Musicstore Videos anzubieten. Dort können bestimmte Partnerfirmen – bisher die Disney Corporation und ihre Fernsehtochter ABC – Filme verkaufen. Im Unterschied zu Apples Modell soll Google Video allen Anbietern offen stehen, die über den Dienst Videos vertreiben wollen. Google behält einen – angeblich eher geringen – Anteil am Verkaufserlös als Provision, der Rest fließt an die Anbieter der Filme.
Google Print könnte mit euopäischen Initiativen kooperieren
Page äußerte sich auf der CES auch zu einem Projekt, zu dem Google viel Kritik aus Europa entgegen geschlagen ist: dem „Google Print“-Programm. Dabei geht es darum, Bücher aus Bibliotheken zu digitalisieren und online durchsuchbar zu machen. Vor allem Frankreich hatte darauf hin gewarnt, dass Nutzer einseitig informiert werden könnten, wenn sie nur auf englischsprachige Bücher zugreifen könnten. In einer Erklärung hatten daraufhin sechs Regierungschefs das EU-Kommissariat für Informationsgesellschaft und Medien aufgefordert, die Entwicklung einer europäischen digitalen Bibliothek voran zu treiben (iRights.info berichtete).
Page und Google-Chef Eric E. Schmidt sagten nun in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (DPA), eine europäische Suchmaschine müsse nicht in Konkurrenz zu Google entstehen. „Wir möchten gerne mit Spezialanbietern kooperieren, damit die Google-Anwender den bestmöglichen Zugriff auf die Informationen und Inhalte bekommen“, sagte Schmidt.
Print-Programm „keine Urheberrechtsverletzung“
Page und Schmidt äußerten sich auch zu der Kritik, das Print-Programm verletze die Urheberrechte von Verlagen und Autoren, indem es Bücher unerlaubt online zugänglich machen würde. US-amerikanische Verlage hatten deshalb eine Klage gegen Google angestrengt. Page und Schmidt bestreiten die Vorwürfe: „Wir zeigen urheberrechtlich geschützte Bücher nur komplett, wenn eine ausdrückliche Zustimmung der Verlage vorliegt“, so Page zur DPA. Liege keine Zustimmung vor, könnten die Google-Anwender nur kleine Textschnipsel sehen: „Mit Google Print schaffen wir das digitale Gegenstück zur Karteikarte in den Bibliotheken.“
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