Frei zugänglich im Netz: Deutsche Digitale Bibliothek startet historisches Zeitungsportal
Kürzlich berichtete iRights.info über das historische Zeitungsportal der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Es umfasst den Zeitraum 1780 bis 1915. Digitale Kopien der erschienenen NZZ-Ausgaben werden damit kostenfrei zugänglich.
Ein großangelegtes Projekt der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) geht noch weiter: Etwa 280 historische Jahrgänge von knapp 250 Zeitungen stehen ab sofort in einem kostenlosen Online-Repositorium gebündelt zur Verfügung.
Konkret deckt das „Deutsche Zeitungsportal“ die Jahrgänge 1671 bis 1950 ab. Für diesen Zeitraum lassen sich etwa 4,5 Millionen Zeitungsseiten aus rund 600.000 Zeitungsausgaben per Stichwortsuche durchforsten und als PDF oder als Bilddatei herunterladen.
Suchen, Filtern, Vernetzen: Was sich mit den Zeitungen machen lässt
Den Nutzer*innen stehen Filtermöglichkeiten für bestimmte Daten, Erscheinungsorte und Zeitungstitel zur Verfügung. So kann man etwa recherchieren, was am 13. Februar 1899 in Hamburg los war und wie die verschiedenen Zeitungen jeweils darüber berichteten.
Die DDB versieht die digitalen Ausgaben der Zeitungen mit urheberrechtlichen Hinweisen. Das hilft bei der Nutzung und (Wieder-)Veröffentlichung des Materials. Der Fokus des Portals liegt auf historischem und damit in vielen Fällen gemeinfreiem Material (in der Beschreibung der DFG als „rechtefrei“ bezeichnet). Näheres zur Gemeinfreiheit in diesem Artikel auf iRights.info.
Das Portal bietet darüber hinaus eine digitale Programmierschnittstelle (sog. „Application Programming Interface“, abgekürzt: API): Damit können technisch Versierte direkt auf Material und Metadaten zugreifen, um diese auf eigenen Websites oder für eigene Kontexte einzusetzen.
Mit seinen Funktionen ist das Deutsche Zeitungsportal nicht nur in die Vergangenheit gerichtet, sondern auch für zukünftige Nutzungen angelegt, etwa im Zuge und Text- and Data Mining (TDM).
Auch gibt es neben dem digitalen Zugriff eine praktische Verweisfunktion, die wissenschaftliche Referenzen zu den benutzten Materialien ausspielt. Auf diese Weise sollen die Zeitungsausgaben dauerhaft zitierfähig sein.
Das Deutsche Zeitungsportal kommt pünktlich zur Konferenz „Zugang gestalten!“ an den Start. Diese findet als Hybridveranstaltung am 4. und 5. November in Frankfurt am Main sowie online statt, organisiert unter anderem von iRights.info und der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB).
Das Thema in diesem Jahr lautet „Schwieriges Erbe“. Damit akzentuiert die Konferenzreihe die Frage, wie Archive, Bibliotheken oder Museen mit problematischen Inhalten, etwa rassistische Zeugnisse oder koloniale Raubgüter, umgehen können und sollten. Näheres dazu im Vorbericht von iRights.info.
Das vollständige Programm und Anmelde-Informationen finden sich auf der Website zugang-gestalten.org. Dort wird auch der Link zum Konferenz-Stream zu finden sein (eine Registrierung für den Stream ist nicht nötig). Zudem können sich Interessierte in der Rubrik „Dokumentation“ einen Eindruck früherer Ausgaben von „Zugang gestalten!“ verschaffen.
Spitzen und Senken: Wie der Zeitungsbestand zeitlich verteilt ist
Interessant ist auch die Verteilung des verfügbaren Materials: Das Deutsche Zeitungsportal visualisiert die Bestände mittels eines Graphen. Die meisten Ausgaben sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügbar, als das Zeitungs- und Verlagswesen expandierte.
Für den Zeitraum bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird derzeit vergleichsweise wenig Material angeboten; danach steigt die Materialverfügbarkeit kontinuierlich an und erreicht um 1850 herum einen ersten Höhepunkt.
Während der beiden Weltkriege sind jeweils Senken zu erkennen, besonders deutlich sichtbar für die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Danach gibt der Graph nochmal eine Spitze an verfügbaren Materialien aus.
Zeitungen aus der Vergangenheit, Kooperationen für die Zukunft
Das Deutsche Zeitungsportal wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit Januar 2019 bis zum Ende des Jahres 2023 gefördert. Die verbleibenden zwei Jahre Förderzeitraum wollen die Projektverantwortlichen dazu nutzen, das Angebot auszubauen.
Kultur- und Wissenseinrichtungen, die sich mit ihren Zeitungsbeständen beteiligen und damit zum Ausbau des Portals beitragen wollen, seien „sehr willkommen“, so die DDB.
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