Fotos im Netz: Worum geht es?
Digitale Bilder sind schnell und flexibel – man kann sofort sehen, was man fotografiert hat und ob das Bild gut geworden ist; man muss nicht mehr warten, bis der Film entwickelt ist, keine Negative archivieren und kann die Fotos per E-Mail verschicken oder im Netz hochladen. Gleichzeitig entstehen aber neue Probleme: Wie archiviere ich meine digitale Fotosammlung und zwar so, dass ich sie nicht durch einen Datencrash verliere. Cloud-basierte Speicher bieten dafür eine Lösung.
Fotos gehören zu den ersten Medien des World Wide Web – das erste Foto wurde schon 1992 hochgeladen, auf den CERN-Rechner, auf dem Tim Berners-Lee den ersten Webserver eingerichtet hatte (es war ein Foto der CERN-Hausband „Les Horrible Cernettes“ – LINK). Am Anfang waren dies eingescannte analoge Fotos, aber spätestens als 2003 mehr digitale als analoge Fotokameras verkauft wurden, haben die Fotografen das Netz entdeckt.
Fotos teilen
Bei den ersten Anwendungen ging es vor allem darum, die Fotos ins Netz zu stellen, um sie dann auf einer Webseite einzubinden. Das geschah deshalb, weil zu Beginn Speicherplatz noch teuer war, so dass man die Fotos lieber auf einen kostenlosen Imagehoster hochlud, als den eigenen, teuren Webspace mit ihnen vollzuladen. Auch heute noch ist der Speicherplatz bei kostenlosen Web-Services wie Blogspot oder WordPress begrenzt – zwar auf viel höherem Niveau als früher, aber auch 5 GB kriegt man irgendwann voll, vor allem wenn man ein aktives Weblog mit vielen Autoren führt.
Einige Imagehoster entwickelten sich aber in eine andere Richtung – sie bauten Communities auf, in denen sich die Nutzer über ihr Hobby – die Fotografie – austauschen konnten. Die bekannteste dieser Plattformen ist wohl immer noch Flickr, eine Foto-Community, die 2004 online gegangen ist und nach eigenen Angaben mittlerweile mehr als 50 Millionen registrierte Nutzer hat. Der größte deutsche Anbieter heißt einfach nur fotocommunity.de und hat mehr als eine Million Nutzer, was den Dienst nach eigenen Angaben zur größten europäischen Community macht.
Auf den Fotoplattformen tummeln sich sowohl Amateur- als auch Profi-Fotografen. Die Unterscheidung verwischt aber immer mehr, da seit Aufkommen der Digitalfotografie auch Fotografen, die ihre Tätigkeit nicht Vollzeit betreiben, damit Geld verdienen können.
Bildagenturen – fremde Bilder nutzen
Neben den Foto-Communities haben sich auch neue Bildagenturen im Netz gebildet, bei denen man günstig – günstiger jedenfalls als zu analogen Zeiten – Fotos einkaufen kann. Hier verdienen sich nicht nur hauptberufliche Fotografen ein Zubrot, sondern auch viele Menschen, die tagsüber einem anderen Hauptberuf nachgehen. Für professionelle Fotografen ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht, da bestimmte Geschäftsfelder weggebrochen sind – etwa im Bereich Stock Photography. Auch Fotojournalisten werden zunehmend durch Allrounder ersetzt.
Will man Fotos, die man im Netz gefunden hat, nutzen, braucht man eine Erlaubnis des Fotografen, da alle Fotos zumindest leistungsschutzrechtlich geschützt sind. Es gibt zwar zahlreiche Fotos, die freigegeben sind, aber man muss immer auf die Bedingungen achten. Das gilt auch für die zahlreichen kostenlosen Angebote – egal ob es Wikimedia Commons ist, eine Sammlung von Mediendateien, die unter freien Lizenzen freigegeben sind, oder andere kostenlose Anbieter, die mit ihren eigenen Lizenzen arbeiten. Mehr Info zu freien Lizenzen gibt es zum Beispiel auf der Webseite von Creative Commons.
Fotos speichern
Neben dem Teilen von Fotos im Web wird die Cloud von Fotografen zum Speichern ihrer Fotos genutzt. Auf allen üblichen Speicherdiensten kann man auch Fotos speichern (mehr zu „Speicherdienste in der Cloud“). Daneben gibt es auch spezialisierte Anbieter für Fotografen, die eher für Profis und die, die es werden wollen, interessant sind.
Seine Fotos in der Cloud zu sichern, hat einige Vorteile. Die zwei wichtigsten sind wohl, dass man von verschiedenen Geräten auf die Dateien zugreifen kann und dass der Cloud-Speicherdienst gleichzeitig eine ziemlich zuverlässige Sicherungsfunktion übernimmt.
Das mag überraschen, aber in der Regel sind die Server der Anbieter sicherer als die eigene Festplatte oder selbstgebrannte CDs und DVDs. Festplatten haben eine relativ kurze Lebenserwartung – es kursieren Zahlen von 5 Jahren. CDs und DVDs halten etwas länger, aber hier kommt es auf die Art und Weise der Aufbewahrung an. Es ist schmerzlich, wenn die Familienfotos nach fünf Jahren auf einmal verschwunden sind, weil sie nur auf der externen Festplatte liegen und diese den Geist aufgibt.
Wenn man sein Fotoarchiv in die Cloud bewegt, bleibt es nicht aus, dass man zusätzlichen Speicherplatz braucht, denn Fotos nehmen erstaunlich viel Platz weg, vor allem wenn man ambitioniert fotografiert und die digitalen Negative im RAW-Format aufbewahren möchte. Die Cloud-Speicherdienste bieten zusätzlichen Speicherplatz und Backup-Optionen an – für eine monatliche oder jährliche Gebühr. Sie sind durchaus als Teil einer zuverlässigen Backupstrategie zu empfehlen.
Mobile Fotografie
Eine große Rolle spielt die Cloud bei der mobilen Fotografie (oft auch iPhoneography genannt, selbst wenn man mit Android- oder Windows-Handys fotografiert). Hier werden die geschossenen Fotos sofort auf Server ins Internet hochgeladen. Man kann sie auch gleich in die entsprechenden sozialen Netzwerke senden. Andere Nutzer können dann kommentieren oder die Fotos weiter verteilen.
Wie schon bei den Foto-Communities steht hier die Kommunikation mit anderen Nutzern im Vordergrund. Inzwischen nutzen aber auch professionelle Fotografen diesen Dienste. So wurde im vergangenen Jahr Damon Winter, ein Fotograf der New York Times, für seine Reportage aus Afghanistan ausgezeichnet, die er komplett mit einer Foto-App aufgenommen hatte. Die Entscheidung, ihm einen Preis zu geben, war unter Fotojournalisten nicht unumstritten.
Egal ob man seine Bilder in einer Foto-Community zeigt, sie in der Cloud speichert oder sie mobil schießt und hochlädt, sobald Bilder für andere zugänglich sind, muss man auf die Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Personen achten. Mehr dazu im Text „Persönlichkeitsrechte“.