EU-Parlament will „Community-Medien” fördern
Der Kulturausschuss des Europäischen Parlaments macht sich Sorgen um die kulturelle Vielfalt in Europa. Die zunehmende Konzentration im Bereich der klassischen Massenmedien – Zeitungen/Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen – lässt die Parlamentarier nach neuen, „bottom-up“-Verbreitungswegen für Informationen Ausschau halten. Fündig geworden sind die Parlamentarier dabei im Bereich der „Community- oder alternativen Medien“. Diesen Bereich wollen sie mit einem eigenen Bericht definieren und zugleich die EU dazu veranlassen, den so definierten Bereich gezielt zu unterstützen.
Was sind „Community-Medien“?
Der Entwurf des Berichts des Kulturausschusses enthält genaue Vorstellungen davon, wie „Community-Medien“ auszusehen haben:
„Die Kommission wird aufgefordert, solche Medien als Community-Medien zu definieren, die: a) ohne Profiterzielungsabsicht arbeiten, überwiegend im öffentlichen oder privaten Interesse ohne kommerziellen oder monetären Profit; b) sich gegenüber der Community verantworten, deren Interesse sie bedienen, was bedeutet, dass sie die Community über ihre Handlungen und Entscheidungen informieren, diese rechtfertigen, und im Falle eines Fehlverhaltens bestraft werden; c) offen sind für die Teilnahme der Mitglieder der Community bei der Schaffung von Inhalten.“
Solche Medien seien „ein effektives Mittel, um die kulturelle und sprachliche Vielfalt zu stärken, die soziale Einbeziehung und die lokale Identität, was die Vielfalt des Sektors erklärt“, heißt es im Bericht.
„Community-Medien“ versus „Blogosphäre“
Medien, die der Definition des Kulturausschusses genügen, würden in den Genuss verschiedener Fördermaßnahmen kommen können. Zu den im Bericht vorgeschlagenen Fördermaßnahmen gehören unter anderem die finanzielle Unterstützung aus verschiedenen EU-Fonds; die Entsendung von Mitgliedern aus dem „Community-Medien-Sektor“ in nationale Aufsichtsbehörden; die Einrichtung einer speziellen Informationsplattform „über die nützliche und relevante Informationen“ verbreitet werden, „um die Vernetzung und den Austausch von ‚best practices’ zu fördern“.
Die im Entwurf zum Bericht gewählte Definition von „Community-Medien“ würde in der Praxis einen Teil der „Blogosphäre“ beschreiben und dort zu einer regulativen Teilung ähnlicher Angebote führen. Wohl nur der geringste Teil der Text-/Audio-/Video-Blogs würde der strengen Definition des Kulturausschusses genügen und somit in den Genuss von Fördermaßnahmen kommen können. Welche Folgen die Verabschiedung einer solchen Definition auf der nationalen Ebene möglicherweise haben könnte, lässt sich derzeit nicht absehen.
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