Comic veranschaulicht Urheberrechts-Fragen
Das Urheberrecht ist bisweilen eine komplizierte Sache. Es richtet sich nicht nur an professionelle Akteure wie Künstler*innen, Verlage oder Verwertungsfirmen, wie das vor einigen Jahrzehnten noch der Fall war. Wer heute ins Netz geht, sich auf Online-Plattformen bewegt und dort kommuniziert, ist auch als Verbraucher*in früher oder später mit Urheberrechtsfragen konfrontiert.
Starr und unbeweglich ist das Urheberrecht dabei aber nicht. Es verändert sich und reagiert auf neue Bedarfe: Mit der Urheberrechts-Reform 2021 etwa kamen einige Neuerungen zum Tragen, darunter die Pastiche-Regelung oder neue Bagatell-Grenzen, die insbesondere für Verbraucher*innen relevant sind.
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Ein Comic über das Urheberrecht unter CC-Lizenz
Ein neuer Comic nimmt sich dem Thema Urheberrecht an und erklärt die rechtlichen Grundlagen auf nachvollziehbare, wortwörtlich anschauliche Weise. Er eignet sich damit besonders für Interessierte, die einen Einstieg in das Thema suchen, aber nicht unbedingt gleich Gesetzestexte wälzen wollen. Denn das Urheberrecht ist, wie die vier Autor*innen treffend bemerken, „fraglos immer wieder verbesserungswürdig, betrifft uns aber alle.“
Hinter dem Kollektiv stecken die Comic-Essayistin Julia Schneider, die Rechtsanwältin Karina Filusch, die Illustratorin Nele Konopka und der Kulturkommunikator Eric Eitel. Einen Verlag hat das Team dabei nicht involviert: Der Comic erscheint in Eigenregie auf der eigenen Website und kann dort in drei Teilen kostenlos heruntergeladen werden.
Die Urheber*innen stellen ihre Arbeit unter die Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND-4.0. Damit erlauben sie pauschal eine kostenlose Weitergabe („Teilen“) unter den vorgegebenen Lizenzbedingungen: Nachnutzende müssen aber Urheber*innen und Lizenz korrekt angeben, dürfen das Werk weder bearbeiten noch für kommerzielle Zwecke nutzen.
Wer sich daran hält, braucht nicht um Erlaubnis fragen, sondern kann den Comic beispielsweise auf der eigenen Website re-publizieren. Alle anderen, etwa Firmen mit kommerzieller Absicht, können bei den Autor*innen nachfragen und individuelle Lizenzen aushandeln.
Der Urheberrechts-Comic ist nicht der erste unter CC-Lizenz: Ihre Erfahrungen zum Publizieren unter offener Lizenz schilderte Julia Schneider auf der letzten Re:Publica-Konferenz sowie bei iRights.info.
Digitale Comics unter Creative Commons lizenzieren und vermarkten: Wie klappt das, Julia Schneider?
Eigene Arbeiten im Selbstverlag herausbringen – oder doch lieber mit einem etablierten Verlag zusammenarbeiten? Wer regelmäßig Inhalte im Netz veröffentlicht, setzt sich früher oder später mit dieser Frage auseinander. Wir haben eine Comic-Macherin um eine Einschätzung zu Creative Commons und Self Publishing gebeten. » mehr
Sensibel machen für Urheberrecht und Verlagspraxis
Der Comic thematisiert verschiedene Standardsituationen des Urheberrechts. Darunter etwa das Verhältnis von Urheber*innen und Verlagen (sowie deren Rechte und Pflichten), die Prinzipien von Schöpfungshöhe und Lizenzen sowie das Zitatrecht.
Anwältin Filusch nennt den Comic im Gespräch mit iRights.info eine „Herzensangelegenheit“. Filusch berät unter anderem Künstler*innen bei Verhandlung mit Verlagen. Viele bekämen von den Verlagen Verträge vorgesetzt, die ihnen nur wenig Spielraum und Rechte ließen. Eine Praxis, die sich unbedingt ändern müsse, so die Juristin. Positiver sieht sie die Möglichkeiten, die sich aus der Urheberrechtsreform ergeben:
„Der Comic ist so wichtig, weil er die Reform des Urheberrechts leicht verständlich darstellt, was wichtig ist, denn das neue Urheberrecht gibt Künstler*innen nun viel mehr Rechte und Möglichkeiten, ihre Werke vergüten zu lassen.“
Auch Eric Eitel brachte Erfahrungen von Künstler*innen zum Thema Urheberrecht mit ein. Für die öffentliche Beratungsstelle Music Pool Berlin kuratierte er mehrere Veranstaltungen zum Urheberrecht. Aus Eitels Sicht hat die Urheberrechts-Reform auch Auswirkungen auf die Musikproduktion. Insbesondere der Pastiche eröffne für Musikschaffende mehr legale Möglichkeiten für das Remixen, Sampling und Covern.
Kollegin Nele Konopka wird noch grundsätzlicher. Als Künstlerin und Illustratorin sieht sie die Probleme um Urheberrechte und Vergütung von der anderen, oft prekären Seite. Konopka hätte nichts dagegen, wenn „alle alles benutzen dürften“, sofern „wir nicht permanent um finanzielle Wertschätzung wettkämpfen müssten“. In solch einer idealen Situation bräuchte es ihrer Meinung nach gar kein Urheberrecht. Die Realität zwinge allerdings zu Kompromissen, so Konopka:
„Solange wir allerdings in einer profitorientierten Gesellschaft leben, brauchen wir Methoden, unsere Ideen zu schützen und nicht so leicht vereinnahmt werden zu können. Das Urheberrecht ist wichtig, wenn es darum geht, als Kreative nicht maßlos ausgebeutet zu werden.“
Ein kompliziertes Recht – möglichst einfach erklärt
In der Tat ist das Urheberrecht in seiner jüngsten Ausgestaltung ein Kompromiss zwischen verschiedenen Parteien, deren Interessen unter einen Hut zu bringen sind: Urheber*innen, Verlage, Plattformen und Konsument*innen. Dabei gilt bekanntlich: Je mehr Parteien am Tisch sitzen, desto schwieriger die Lösungsfindung.
Dieses Problem ist im Comic indirekt bereits angesprochen. In den Bildern 11 und 12 (siehe oben) heißt es: „Jede medientechnische Innovation führt zu Urheberrechtsdiskussionen.“ Soll heißen: Die Art, wie urheberrechtlich geschützte Werke genutzt werden (etwa von Konsument*innen), verändert sich permament – von der Ausleihe in Bibliotheken über die Benutzung von Kopiermaschinen bis hin zu zu Streaming und Downloads auf digitalen Plattformen. Die gesellschaftlichen Spannungen, die dadurch entstehen, kann der Comic freilich nicht auflösen. Das wäre auch etwas zu viel verlangt. Das Urheberrecht wird auch zukünftig ein Reizpunkt bleiben, an ihm werden sich weiterhin heftige Diskussionen entzünden.
In manchen Fällen überdenken Urheber*innen die eigens gewählte Creative-Commons-Lizenz (CC-Lizenz) und möchten sie nachträglich ändern. Solche Änderungen sind allerdings nur in bestimmten Fällen im Nachhinein möglich und empfehlenswert.
» mehrCreative-Commons-Lizenzen zurücknehmen oder ändern
Mit ihrem Comic zeigt das Team um Julia Schneider aber, dass das Thema Urheberrecht eine besondere Vermittlung braucht. Nicht nur juristische Fachsprache und hoch abstrakte Gesetzestexte, sondern niedrigschwellige Angebote mit visuellen Komponenten, die Alltagssituationen illustrieren. Diese können Zielgruppen erreichen, die nicht so affin gegenüber dem geschriebenen Wort sind oder aus anderen Gründen einen leichten Zugang zur Materie suchen.
„Urheberrecht – oder: On the Shoulders of Giants“, ein Comic-Essay von Julia Schneider, Karina Filusch, Eric Eitel und Nele Konopka, erschienen im Herbst 2022 unter der Lizenz CC BY-NC-ND-4.0.
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