Britischer Kulturminister will Schutzfristverlängerung für Musikaufnahmen
Der britische Kulturminister sorgte Ende vergangener Woche für eine Überraschung. Auf einer von seinem Ministerium gemeinsam mit dem Bildungsministerium veranstalteten Konferenz gab er bekannt, für eine Verlängerung der Schutzfrist für Musikaufnahmen einzutreten. Statt wie bisher 50 Jahre nach Erscheinen sollten die Aufnahmen künftig zwanzig Jahre länger geschützt werden. Bisher vertrat die britische Regierung die Auffassung, dass eine Schutzfristverlängerung nicht in Frage kommt.
Burnham erklärte laut BBC: „Es ist nur richtig, wenn jemand, der etwas geschaffen hat oder einen Beitrag zu etwas wirklich Wertvollem geleistet hat, sein ganzes Leben lang davon profitiert.“ Ob die Burnhams Ankündigung mit dem Rest der Regierung abgestimmt war, ist nicht bekannt.
Musikindustrie, Musikerverband erfreut
Burnhams Einsatz für die Schutzfristverlängerung wurde sogleich vom Verband der britischen Phonoindustrie (BPI) begrüßt. Der Verbandsvorsitzende Geoff Taylor wird dazu in der MusicWeek mit den Worten zitiert: „Das Urheberrecht ist die Lebensader unserer Kreativwirtschaft und wir sind erfreut darüber, dass die Regierung das mit ihrer Unterstützung für eine Schutzfristverlängerung anerkennt. Das Urheberrecht stimuliert Investitionen in Musiktalente und fördert die Innovation. Tausende von Musikern, hunderte Musikunternehmen und alle britischen Musikfans werden von einer faireren Schutzfrist profitieren.“
Auch Vertreter des Musikerverbandes UK Music zeigten sich über den Vorstoß des Kulturministers hoch erfreut. Der Verbandsvorsitzende Feargal Sharkey sagte: „Nie waren die Kreativindustrien wichtiger für das Prosperieren des Landes als zu dieser Zeit des Wandels. Die heutige Ankündigung hinsichtlich der Schutzfristverlängerung sendet ein klares Signal aus, dass die Regierung dazu beitragen will, die führende Stellung der britischen Musik in der Welt zu sichern.“
UK Music hatte zusammen mit dem BPI in den vergangenen Jahren massiv Lobbyarbeit betrieben, um eine Schutzfristverlängerung zu erreichen. Zuletzt hatten insgesamt 38.000 Musiker in einer an Premierminister Gordon Brown gerichteten Videobotschaft um Unterstützung geworben. Die Musiker können dabei auf den Rückhalt von EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy bauen. McCreevy hatte im Sommer einen Richtlinienentwurf vorgelegt, der eine Verlängerung der Schutzfrist auf 95 Jahre vorsieht.
Richtungswechsel?
Bisher war die britische Regierung strikt gegen eine Schutzfristverlängerung. Der von ihr in Auftrag gegebene Gowers-Report hatte eine Verlängerung der Schutzfrist als volkswirtschaftlich unsinnig eingestuft. Die britische Regierung hatte sich diese Position zu eigen gemacht und wurde darin von Rechtswissenschaftlern und Ökonomen aus ganz Europa unterstützt. Diese haben in empirischen Untersuchungen herausgefunden, dass der durchschnittliche Musiker von einer Schutzfristverlängerung praktisch nicht profitieren würde. Stattdessen würde der überwiegende Teil der Mehreinnahmen an Plattenfirmen und wenige Stars und deren Erben fließen. Musikstars im Rentenalter wie Cliff Richard und Paul McCartney, die beide viele Millionen mit Plattenaufnahmen verdient haben, gehören denn auch zu den stärksten Befürwortern der Schutzfristverlängerung.
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