„Modding” in Australien erlaubt – vorerst
Mit Modifizierungs-Chips, kurz Mod-Chips genannt, verändern Spieler ihre Spielkonsolen, wie etwa die X-Box oder die Playstation, damit sie Games spielen können, die nicht mit der Konsole kompatibel sind. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Spiele- und Konsolenhersteller so genannte Regionalcodes verwenden. In der Folge können viele japanische Spiele nur auf Geräten gespielt werden, die für den asiatischen Markt produziert werden.
Spiele-Fans beklagen sich seit langem darüber, dass Regionalcodes lediglich dazu dienen, billigere Spieleversionen, etwa aus Asien, von Europa, den USA oder Australien fern zu halten, weil die Spiele dort teurer verkauft werden. Zudem erscheinen viele interessante Spiele gar nicht erst in Versionen für den europäischen Markt.
Außer der Umgehung von Regionalcodes erlauben es Mod-Chips allerdings auch, unrechtmäßig kopierte Spiele zu verwenden. Die Spiele-Industrie rechtfertigt ihre juristischen Klagen gegen die „Modder“ unter anderem mit dem Schutz vor solchen Praktiken. Die Argumentation lautet, dass der Einbau von Mod-Chips gegen das Urheberrecht der Hersteller verstieße.
Der Australische Oberste Gerichtshof ist allerdings vergangene Woche zu einem anderen Ergebnis gekommen. Alle sechs Richter sind der Auffassung, dass es nach dem geltenden australischen Urheberrechtsgesetz legal ist, die Chips zu verwenden. Damit bestätigten sie die Entscheidung eines Bundesgerichts aus dem Jahr 2002.
Das Urteil ist der Schlusspunkt unter einem Verfahren, das bereits im Jahr 2001 begann. Damals hatte Sony Computer Entertainment Australia gegen Eddy Stevens Klage eingereicht, da er Mod-Chips für die Playstation verkauft hatte. Die australische Verbraucherschutzbehörde „Australian Competition and Consumer Commission“ (ACCC) sprang Stevens bei und argumentierte, Regionalkodierungen schränkten die Wahlfreiheit der Kunden ein. Sonys Technologie erzeuge künstliche Handelsschranken zwischen dem australischen und dem ausländischen Spiele- und DVD-Markt. Auch kommerzielle Film-DVDs sind meist mit einer Regionalkodierung versehen.
Die Freude vieler Spiele-Fans über das Urteil könnte bald wieder getrübt werden. Microsoft hatte in Reaktion auf das Urteil von 2002 damit gedroht, den Vertrieb ihrer Spielkonsole Xbox in Australien einzustellen, und eine Gesetzesänderung verlangt. Mit Erfolg, wie es scheint: Australien hat sich in einem bilateralen Handelsabkommen mit den USA dazu verpflichtet, das australische Urheberrechtsgesetz an amerikanische Standards anzupassen. Ab dem Jahr 2007 sollen strengere Regeln für den Kopierschutz gelten, die wahrscheinlich auch verbieten werden, Mod-Chips zu benutzen.
In Deutschland ist bisher kein Fall bekannt geworden, in dem ein Gericht untersucht hätte, ob es erlaubt ist, Mod-Chips zu verwenden. In Großbritannien hatte der Oberste Gerichtshof im vergangenen Jahr entschieden, dass Mod-Chips gegen das geltende Urheberrecht verstoßen. In den USA wurde bereits 2003 auf der Grundlage des Digital Millennium Copyright Act wegen Handels mit Mod-Chips gegen David Rocci eine fünfmonatige Haftstrafe verhängt.
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