Das Geheimnis der verschwundenen Bücher
Kunden des E-Book-Händlers Fictionwise werden ab Ende Januar keinen Zugriff mehr auf DRM-geschützte E-Books haben, die vom Distributor Overdrive geliefert wurden. Overdrive stellt dann (aus nicht bekannten Gründen) die Server für die E-Books ab.
Elektronische Bücher sind anders als ihre auf Papier gedruckten Verwandten. Zum Beispiel können E-Books verschwinden, ohne dass man sie dazu verleihen muss. Wie das funktioniert, wird der US-E-Book-Distributor Overdrive den Kunden des Online-Buchhändlers Fictionwise Ende Januar demonstrieren. Von da an lassen sich nämlich keine E-Books mehr von den Overdrive-Servern herunterladen. Da allein Overdrive über die Schlüssel für die mit digitalem Rechte-Management (DRM) geschützten Bücher verfügt, kann Fictionwise seinen Kunden auch nicht ohne weiteres Ersatz zu Verfügung stellen.
Fictionwise erklärt dazu in einer FAQ:
“Jede Datei ist speziell für Ihr Gerät verschlüsselt. Es ist Fictionwise bei den meisten Formaten nicht möglich, die Berechtigungen für Ihr Gerät zu beschaffen, um die Dateien auf unserem Server zu speichern. Tatsächlich ist es so, dass die Bücher überhaupt nicht über unsere Server laufen, wenn Sie sie herunterladen.”
Fictionwise bemüht sich nach eigener Aussage darum, mit den Verlagen Sondervereinbarungen zu treffen, um die Dateien gegen Äquivalente im Secure-eReader-Format auszutauschen. Auf jeden Fall sollten die Kunden sich Backups der erworbenen E-Books anfertigen, empfiehlt Fictionwise. Insgesamt sollen rund 300.000 E-Books für Fictionwise über Overdrive ausgeliefert worden sein.
Overdrive bezeichnet sich selbst als den “besten Download-Provider”. Das Unternehmen “arbeitet permanent daran, den Trends bei digitalen Medien vorauszueilen”. Fictionwise-Kunden werden ihre ganz eigene Interpretation dieser Aussagen vorzunehmen wissen.
4 Kommentare
1 Martin Hufner am 15. Januar, 2009 um 16:38
Kann man sagen, was die genauen Auswirkungen sind? Ist es so, dass sich zukünftig keine Bücher mehr herunterladen lassen und man daher erworbene, die wie mir scheint, mit an eine Hardware gebunden sind, nicht migrieren lassen?
Oder kann man die Bücher ab dem 1. Februar dann überhaupt nicht mehr lesen. Was für eine Restriktion ist denn gemeint?
2 Robert A. Gehring am 15. Januar, 2009 um 19:45
Es ist wohl so, dass der Download nicht mehr funktioniert. Da Fictionwise Backups empfiehlt, werden die Bücher aber wohl nicht unlesbar. Für einen Transfer auf ein anderes Lesegerät, müßte Overdrive aber neu verschlüsselte Dateien liefern und das wollen sie nicht mehr. Die genauen Hintergründe sind bisher unklar.
3 Robert A. Gehring am 16. Januar, 2009 um 14:45
Das “Copyright and Technology”-Blog (ehemals DRM Watch) hat noch ein paar mehr Details zu dem Fall.
Und bei Financial Content gibt es einen Artikel mit Informationen dazu, welche Rolle Overdrive bei der Einführung von DRM in öffentlichen Bibliotheken in den USA spielt.
4 Martin Hufner am 20. Januar, 2009 um 11:21
Vielen Dank für die Infos.
Was sagen Sie dazu?