Britische Musiker wollen Musikindustrie reformieren
„Die Featured Artists’ Coalition setzt sich für den Schutz der Rechte von Interpreten und Musikern ein. Wir wollen erreichen, dass alle Künstler mehr Kontrolle über ihre Musik bekommen und fairer an den Profiten beteiligt werden, die im digitalen Zeitalter mit ihrer Musik generiert werden. Wir sprechen vereint mit einer Stimme, um den Künstlern zu einem besseren Vertrag mit Plattenfirmen, digitalen Händlern und anderen…zu verhelfen.“ So stellt sich die Featured Artists’ Coalition auf Internetpräsenz vor, die am Wochenende offiziell eröffnet wurde.
Lizenzen statt Verträge, mehr Geld
Schon mehr als 60 bekannte und weniger bekannte Musiker wie Billy Bragg, Boilerhouse Boys, David Gilmour, Travis und White Lies haben sich zusammen getan, um Missstände in der Musikwirtschaft zu bekämpfen. Die Koalitionäre wollen erreichen, dass Künstler die Rechte an ihrer Musik behalten, dass Verträge zwischen Künstlern und Verwertern „fair und transparent“ geschlossen werden, sowie dass Rechteinhaber den Künstlern genau darüber Rechenschaft ablegen müssen, wie Werke verwertet werden.
Dabei haben die Musiker genaue Vorstellungen davon, wie sie diese Ziele in der Praxis umsetzen wollen. So soll die Musikindustrie dazu gezwungen werden, die Künstler „angemessen“ an jeder Verwertung ihrer Werke zu beteiligen. Die Rechte an den Werken sollen nicht länger per Vertrag, sondern nur noch per Lizenz und maximal für 35 Jahre zur Verwertung übertragen werden können. Rechteinhaber, die ein Werk nicht aktiv vermarkten, sollen nach dem Motto „nutze es oder verliere es“ – englisch „use it or lose it“ – veranlasst werden, sich bei der Vermarktung im Sinne der Musiker stärker anzustrengen. Das Recht zur öffentlichen Zugänglichmachung, das EU-weit auf der Grundlage der Urheberrechtsrichtlinie von 2001 eingeführt wurde, soll zu Gunsten der Musiker „monetarisiert“ werden. Nicht länger geduldet werden soll eine Ausnahmebestimmung im britischen Copyright-Gesetz, die die kostenlose Verwertung von Musik für „kritische Besprechungen“ gestattet.
Längerer Copyright-Schutz
Schließlich wollen die Musikinterpreten erreichen, dass sie genauso wie Autoren und Komponisten behandelt werden. Das würde bedeuten, dass die urheberrechtliche Schutzfrist für musikalische Darbietungen nicht nur von 50 auf 75 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung verlängert wird, wie von der EU-Kommission geplant, sondern auf bis zu 70 Jahre nach dem Tode der Interpreten.
Der Manager der Band The Verve, Jazz Summers, erklärte zu den Forderungen der FAC: „Die Featured Artists’ Coalition ist eine Organisation von Künstlern für Künstler. Sie wird sicherstellen, dass künftig die Stimme der Künstler in Gesprächen mit Musik- und Technologieunternehmen, Handelsorganisationen und vor allem mit der Regierung deutlich zu vernehmen sein wird. […] Die Digitaltechnologie bietet Künstlern die Gelegenheit, ihre Zukunft selbst zu kontrollieren. Jetzt ist es an der Zeit, diese Gelegenheit zu ergreifen.“
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