Microsoft schaltet DRM-Server in den USA ab
Sony hatte es vorgemacht, Microsoft folgt. Bereits Ende März schaltete Sony die DRM-Schlüsselserver für den ehemaligen, hauseigenen Connect-Online-Musikshop weltweit ab. Dort erworbene Musikstücke im ATRAC-Format mit DRM lassen sich so nicht mehr auf andere Geräte übertragen. Wer wesentliche Änderungen an der lizenzierten Konfiguration vornimmt, beispielsweise ein Betriebssystem-Update, verliert damit automatisch auch den Zugang zur Bibliothek mit den Musikstücken von Sony Connect.
Wie Sony, so Microsoft
Laut Newsdienst Ars Technica hat Microsofts Generalmanager für Unterhaltungs- und Videodienste, Rob Bennett, in einer E-Mail an Kunden die Absicht des Unternehmens mitgeteilt, die DRM-Server dicht zu machen: „Nach dem 31. August 2008 werden wir keine Lizenzschlüssel mehr für die von Ihnen bei MSN Music erworbenen Musikstücke oder die Autorisierung weiterer Computer ausliefern können. Wenn Sie versuchen, Ihre Musikstücke nach dem 31. August auf weitere Computer zu übertragen, werden sich diese Musikstücke nicht erfolgreich abspielen lassen.“ Wie bei Sony gilt allerdings auch bei Microsoft, dass Änderungen an der Systemkonfiguration die Funktionsfähigkeit des installierten DRM-Systems zerstören können.
„PlaysForSure“ ist tot; es lebe „Zune“
Die Ankündigung von Rob Bennett besiegelt das endgültige Aus des schon 2006 geschlossenen MSN-Music-Dienstes in den USA. Stattdessen setzt Microsoft vorerst auf die Kombination aus Zune-Abspielgerät und dem neuen Medienportal Zune Marketplace. Das dort verwendete System für digitales Rechtemanagement ist nicht mit dem alten von MSN Music („PlaysForSure“) kompatibel, das Microsoft an viele Dritthersteller lizenziert hatte. Kunden, die solche Geräte erworben haben, werden früher oder später den Zugang zu der von ihnen gekauften Musik verlieren. Wie lange Microsoft das Zune-DRM-Format unterstützen wird, ist nicht bekannt. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die aktuelle Entwicklung in Zukunft wiederholt.
Die Abschaltung der DRM-Server betrifft die Kunden des MSN Music Store in den USA. Das deutsche MSN-Musik-Angebot stammt nicht von Microsoft, sondern von OD2. OD2 war 2004 von Loudeye übernommen worden; Loudeye wiederum war 2006 von Nokia aufgekauft worden.
Verbraucher haben das Nachsehen
Nach geltender Gesetzeslage verbietet das Urheberrecht in Deutschland – wie in den meisten Ländern – den Kunden von Sony und Microsoft, den DRM-Schutz zu umgehen, um die von ihnen rechtmäßig erworbene Musik weiter nutzen zu können. Warnungen von Fachleuten vor einer solchen Entwicklung waren bei den letzten Urheberrechtsnovellen vom federführenden Justizministerium nicht berücksichtigt worden.
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