„Schwedisches Modell” gegen Stigmatisierung von Filesharing
Schweden ist Heimat für Musiker, Musikliebhaber und „Musikpiraten” gleichermaßen: ABBA kam aus Schweden, 75 Prozent der jungen Wähler in Schweden sprachen sich schon 2006 für Filesharing aus und in Schweden wurde die erste Piratenpartei gegründet. Anfang Februar hat sich sogar die Verwertungsgesellschaft Swedish Performing Rights Society (STIM) grundsätzlich dazu bereit erklärt, Musik-Downloads aus P2P-Netzen zu legalisieren und zu diesem Zweck Kooperationsvereinbarungen mit den schwedischen Internetprovidern (ISPs) zu treffen. Die monatlichen „Downloadgebühren“ würden sich dann direkt nach dem Umfang der Musikdownloads richten.
Labels beklagen Strategie der Musikindustrie
Sieben unabhängige schwedische Labels werfen der Musikindustrie vor, die neuen Möglichkeiten des Internets bisher nicht genutzt zu haben. Sie sparen sich selbst dabei in der Kritik nicht aus: „Wir in der Musikindustrie haben uns bisher als unfähig erwiesen, den Wandel mitzumachen. Einige von uns sind sogar in den Kampf gegen jene gezogen, für die Musik aufgenommen wird – die Hörer. Die Kluft zwischen Produzenten und Verbrauchern war nie größer.“ Henrik von Euler vom beteiligten Label Flora & Fauna äußerte sich gegenüber TorrentFreak zu den Klagen der Recording Industry Association of America (RIAA): „Das ist krank. Das kann nur schlimmer Folgen haben. Ich kann nicht verstehen, wie sie glauben können, dass sie ihr Einkommen sichern können, indem sie die Hörer zu Feinden machen.“
Mit der Verkündung des „Schwedischen Modells“ wollen nun die Labels zur Lösung von Konflikten zwischen Musikindustrie und Internetnutzern beitragen. Die Labels sind optimistisch: „Die Zukunft der Musik als Kunstform leuchtet heller als je zuvor. Es hat eine Demokratisierung gegeben. Verglichen mit der Situation vor ein paar Jahren, haben Musiker heute viel mehr Möglichkeiten, Interessierte zu erreichen.“
Die Kluft überwinden
Die Labels wollen nach Wegen suchen, die Kluft zu überwinden. Wie das gehe, könne man „von der Zeitungsindustrie und der Computerspiele-Industrie“ lernen. Diese hätten die „Überlegenheit des Internets“ frühzeitig erkannt und sich darauf eingestellt. Nötig sei jetzt aus Sicht der Labels „eine kreative Diskussion über die Verfeinerung der Vertriebsmodelle und die Verfeinerung der Kunstform Musik“. Um diese Diskussion voranzubringen, haben die Labels „das Schwedische Modell“ als Plattform ins Leben gerufen. Ihre Botschaft: „Wir wollen den Fokus wieder auf die Musik richten. Wir glauben an Musik Wir glauben an die Zukunft.“
Rick Falkvinge, Vorsitzender der schwedischen Piratenpartei, begrüßte die Initiative der Labels: „Das ist großartig. Das sind kreative Leute, die vorausschauend denken. Es gibt genug Platz für Labels, schließlich wollen nur wenige Musiker alles selbst machen. Aber die Labels müssen für die Musiker und ihre Fans da sein, nicht umgekehrt.“
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