MP3: Verkaufsschlager ohne DRM
Die Zahlen, die jetzt von „7 Digital“ vorgelegt wurden, sprechen eine deutliche Sprache. Für jeden Titel mit digitalem Rechtemanagement (DRM) gehen vier MP3 ohne über den virtuellen Ladentisch. Die Kunden wollen nicht nur kein DRM, sie bevorzugen auch hochwertig codierte MP3s (320kbps) gegenüber den Konkurrenzformaten WMA oder AAC. 60 Prozent des Musikkatalogs von „7 Digital“ besteht bereits aus DRM-freien MP3s; bis zum Sommer des kommenden Jahres sollen daraus 100 Prozent werden. Firmensprecher Ben Drury erklärte dazu der Fachzeitschrift Computerworld: „Die Verbraucher sind viel ausgebuffter als manche Leute glauben. Wenn sie die Wahl haben, entscheiden sie sich mit überwältigender Mehrheit für MP3 statt eines anderen Formats. MP3 ist das einzige, wirklich interoperable Format, das auf dem iPod abspielbar ist, auf Mobiltelefonen (das iPhone eingeschlossen) und allen andern MP3-Playern.“
MP3-Alben im Trend
Die Statistiken von „7 Digital“ weisen auf eine weitere Entwicklung hin, die durch MP3 gefördert wird: MP3-Käufer kaufen eher ganze Alben als einzelne Titel. Das steht im Gegensatz zu den Verkäufen bei physischen Tonträgern, die allgemein zurückgehen. Es steht auch im Gegensatz zum Kaufverhalten in Online-Musikshops, die ein mehr oder weniger reines Angebot an DRM-geschützten Titeln führen. Dort werden kaum Alben, sondern überwiegend einzelne Titel erworben. Ben Drury sieht daher im DRM-freien MP3-Format einen Hoffnungsschimmer für die Musikindustrie: „Wenn die physischen Verkäufe in den Geschäften und im Online-Versand zurückgehen, ist es für die Plattenfirmen überlebenswichtig, den Verkauf von digitalen Alben anzukurbeln, um die Verluste zu kompensieren. Um die Umsätze in der Musikindustrie wieder sprudeln zu lassen, müssen alle vier großen Plattenfirmen an Bord kommen und die Musik in dem Format anbieten, das die Verbraucher bevorzugen.“
MP3-Abo mit stetigem Wachstum
Die Zahlen von eMusic unterstützen Drurys Argumentation. eMusic ist nach eigenen Angaben der weltweit zweitgrößte Online-Musikhändler. Seit Jahren bietet eMusic DRM-freie MP3s in vergleichsweise hoher Qualität in einem Abonnement-Modell zum Kauf an. eMusic-Abonnenten zahlen im Monat einen festen Betrag von mindestens 12,99 EUR, für den sie 30 Titel im MP3-Format ohne DRM heruntergeladen können. Für höhere Abonnementgebühren gibt es auch mehr Titel zum Download. Nicht ausgeschöpfte Downloads verfallen am Monatsende.
Bis heute wurden mehr als 165 Millionen Musikstücke verkauft. Seit dem Start des Hörbuchangebots vor zwei Monaten, sind rund 25.000 Hörbuch-Dateien dazugekommen. Die Abonnentenbasis wächst stetig und umfasst mittlerweile mehr als 350.000 Kunden, davon 50.000 Neukunden, die seit April dazugekommen sind.
eMusic hat sich auf ein Repertoire abseits des musikalischen Mainstreams konzentriert und bietet überwiegend Titel von unabhängigen Plattenfirmen und Musikern an. Der Katalog umfasst laut einer Meldung von PCWorld mittlerweile mehr als 3 Millionen Titel von mehr als 20.000 Plattenfirmen. Beim europäischen Ableger eMusic Europe sind es aufgrund der regional beschränkten Einräumung von Rechten 2 Millionen Titel von über 13.000 Plattenfirmen.
Auslaufmodell DRM?
Die von „7 Digital“ und eMusic präsentierten Zahlen zu DRM-freien MP3-Verkäufen, die Entscheidung von EMI, ihren Katalog ohne DRM verfügbar zu machen, und die kürzlich erfolgte Herabstufung der Warner-Aktie durch den Analysten Richard Greenfield wegen Warners Beharren auf DRM – das alles sind Indizien dafür, dass sich das Blatt zugunsten DRM-freier Musik wendet. Auf den Münchner Medientagen sprach Joachim Franz von Musicload im Zusammenhang mit Kopierschutz gar von einem „Auslaufmodell“. Die Verbraucher wird es freuen.
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