Musikindustrie und Gerätehersteller streiten über DRM
Die Geschäfte werden für die Musikindustrie voraussichtlich auch 2007 nicht gut laufen. Robert Kennedy, Vorsitzender des größten internationalen Verbandes der Musikindustrie (IFPI), erwartet für dieses Jahr einen Umsatzrückgang „zwischen drei und vier Prozent“, wie er auf der Midem, die zur Zeit im französischen Cannes stattfindet, sagte. Zulegen will die Musikindustrie hingegen bei den Klagen gegen Musikhörer: Der deutsche Ableger der IFPI hatte noch kurz vor Jahresende angekündigt, 2007 monatlich 1.000 Nutzer von P2P-Filesharing-Börsen zu verklagen.
Medienindustrie will mehr DRM
Neben der Abschreckung durch Klagen soll die stärkere Kontrolle der Nutzer mittels DRM aus der Krise helfen. Andernfalls sei die Refinanzierung der Inhalte-Produktion nicht möglich. Dazu sagte Fritz Attaway von der MPAA: „Es gibt kein Geschäftsmodell, bei dem man mehrere Millionen Dollars in eine Filmproduktion steckt und den Film anschließend verschenkt. Das funktioniert nicht bei Filmen und auch nicht für Musik. Die Restriktionen sollten nicht für die Technik gelten, sondern für die Menschen, die die Technik benutzen.“
Dem trat Gary Shapiro vom Verband der Gerätehersteller (CEA) entgegen: „Verbraucher haben das Recht, Inhalte in ihrer Wohnung zu transferieren. DRM wurde von der Film- und Musikindustrie entwickelt und die Verbraucher haben angefangen, sich dagegen zu wehren… Neue Geschäftsmodelle werden entwickelt und die ersten großen Musiklabels beginnen, sich darauf einzulassen.“
Fehlende Interoperabilität ist ein Problem
Mehr oder weniger direkt pflichtete Rob Glaser, Chef des Online-Musikanbieters Real Networks, im Gespräch mit der Financial Times Deutschland diesem Standpunkt bei. Seiner Meinung nach sei „[d]ie fehlende Interoperabilität … das fundamentale Problem“. Diese bremse das Wachstum des Online-Musikmarktes aus.
Für seine Forderung nach einem DRM-Verzicht musste sich Shapiro dann vom RIAA-Vorsitzenden Mitch Bainwol vorwerfen lassen, er gebärde sich wie ein „extremistischer ideologischer Führer“. Bainwol erklärte: „Technologie ist die Grundlage unserer Zukunft. Wir müssen in der Lage sein, mit unseren Produkten Geld zu verdienen und immer, wenn wir das versuchen, wollen Sie [gemeint ist Shapiro; Anm. d. Autors] ein kostenloses Angebot, um Geräte zu verkaufen.“ Schließlich griff Bainwol frontal an: „Sie lehren [die Leute], geistiges Eigentum zu verachten … stellen uns als bösartig dar.“ Shapiro wies die Kritik von sich: „Nicht ich stelle Sie als bösartig dar – es sind die Prozesse gegen alte Leute im Land, die Sie bösartig aussehen lassen.“
Indies umarmen MP3
Flexibler als die großen Branchenverbände der Musik- und Filmindustrie zeigen sich unterdessen die unabhängigen Labels. Unter dem Namen Merlin haben unabhängige Labels weltweit eine neue Verwertungsgesellschaft ins Leben gerufen, die sich um die Lizenzierung ihrer Repertoires kümmern soll. Anders als ihre großen Konkurrenten, die Major-Labels, verzichten die Independent-Labels unter dem Merlin-Dach auf den Einsatz von DRM. Sie wollen ihre Musik im interoperablen MP3-Format anbieten. Erster großer Kunde ist der von Napster-Erfinder Shawn Fenning gegründete Filesharing-Dienst Snocap.
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