Peer-to-Peer-System will Urheberrecht aushebeln
In herkömmlichen Tauschbörsen werden auch Kopien urheberrechtlich geschützter Werke verbreitet. Wenn die Rechteinhaber dieser Werke dem nicht zustimmen, ist solche Verbreitung häufig illegal. Wer erwischt wird, solche Werke zu verbreiten, muss mit einer Klage rechnen. Als Beweismittel legt die Musikindustrie in der Regel Angaben darüber vor, wer wann welche Datei wo zum Download angeboten hat. Um an diese Angaben zu gelangen, lässt die Musikindustrie Tauschbörsen beobachten und versucht, bei Internet-Providern an Nutzerdaten heran zu kommen. Gelegentlich werden auch beschlagnahmte Computer nach Hinweisen auf illegale Tauschbörsen-Aktivitäten durchsucht.
Im OFF-System soll es nun keinen Tausch von ganzen Dateikopien mehr geben. Stattdessen sollen kleine Teile von Dateien mit kleinen Teilen anderer Dateien oder Blöcken von Zufallszahlen logisch zu Datenblöcken verknüpft, gespeichert und verbreitet werden, die dann nicht urheberrechtlich geschützten wären. Beim Download werden alle benötigten Datenblöcke eingesammelt und wieder in der richtigen Reihenfolge zusammen gesetzt. Am Ende steht der Nutzer mit der gewünschten Kopie da, ohne dass diese Kopie „getauscht“ worden wäre.
Immunität vor Klagen wollen die „Hacker“ den Nutzern dadurch verschaffen, dass zu keiner Zeit eine vollständige, das Urheberrecht verletzende Kopie in der Tauschbörse unterwegs ist. Und ohne solche Kopie, so die Überlegungen des Hackers mit Spitznamen „Cracker Jack“ in einem ausführlichen Dokument, wäre das Ziel der „Trennung von Besitz und Verletzungshandlung“ erreicht. Die Musikindustrie hätte so keine Grundlage für ihre Klagen mehr.
Noch liegt die Tauschbörsen-Software lediglich in einem frühen Entwicklungsstadium vor. Die Hacker geben sich jedoch zuversichtlich, was ihren Erfolg anbelangt, und haben schon einmal einen Abschiedsbrief an die „Urheberrechtsindustrie-Vereinigungen von Amerika“ verfasst. Darin heißt es: „Heute ist der Tag, an dem wir mit allen unsere Problemen wegen Urheberrechtsverletzungsklagen Schluss machen. Von heute an brauchen die Nutzer keine Kopien mehr, egal ob legale oder illegal. Eine Kopie für alle reicht. Eine Kopie für jeden. Für die Ewigkeit nutzbar.“ Was das für die Industrie bedeuten soll, fassen die Hacker in kurzen Worten zusammen: „Passt Euch an oder Ihr werdet aussterben.“
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