Filme selbst brennen – aber bitte mit Kopierschutz!
CSS – Content Scrambling System heißt das alte und neue Mittel, mit dem die Interessen von Filmindustrie und Kunden in Einklang gebracht werden sollen. Die Kunden verlangen nach direktem (Online-)Zugriff auf Filme und einer Möglichkeit, diese in Form einer Silberscheibe ins Regal stellen zu können. Die Filmindustrie fürchtet, dass Kopien der heruntergeladenen Filme sehr schnell massenhaft verbreitet werden. Dies ist auch der Grund dafür, dass nahezu alle Kauffilme mit dem DRM-System CSS ausgeliefert werden, das verhindert, dass DVDs mit normalen Mitteln kopiert werden können.
Anders als bei dem Kauf einer DVD hat der Online-Kunde den Film jedoch zunächst nur auf der Festplatte und nicht, wie meist gewünscht, auf einer DVD. So sieht sich die Filmindustrie mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Wie kann man gleichzeitig dafür sorgen, dass die Kunden ihre Filme online beziehen und auch brennen können, nicht aber mehrfach kopieren und die Kopien beliebig weitergeben? Eine Frage, die Film- und Unterhaltungsgeräteindustrie seit einiger Zeit umtreibt.
Das Problem: Kopierschutz und Abspielbarkeit
Das Zauberwort: Kopierschutz auf den selbstgebrannten DVDs. Die aus dem Netz geladenen Dateien enthalten ein DRM-System, das die Möglichkeiten beschränkt, sie auf eine DVD zu brennen. So machen es die Musik-Downloaddienste wie iTunes oder Musicload. Das Problem daran: Setzt man neue, potentiell sichere Kopierschutzsysteme ein, können die selbst gebrannten Scheiben auf den gängigen DVD-Playern häufig nicht abgespielt werden. Das ist im Zweifel nur mit dem etablierten CSS gesichert. So sinnvoll es aus Sicht der Filmindustrie daher wäre, das in die Jahre gekommene, relativ unsichere CSS gegen stärkere Kopierschutztechniken zu ersetzen, so wenig können auf die Weise die Kundenwünsche befriedigt werden. Mit diesem Problem haben bereits laufende „Download-and-Burn-Dienste“ wie CinemaNow oder MovieLink zu kämpfen.
Dann eben doch CSS
Die Filmindustrie setzt daher auch bei den neuen Vertriebswegen für ihre Filme wieder auf CSS. Einbußen bei der Sicherheit des DRM nehmen die Firmen offenbar hin, weil viele Kunden nicht in der Lage oder gewillt sind, auch ein leicht zu überwindendes Kopierschutzsystem zu umgehen, um sich mit Kopien zu versorgen.
Zwischenlösung: Der Brenn-Kiosk
Problematisch an der Strategie ist, dass man mit den üblichen Rohlingen und Brennern bislang keine Kopien anfertigen kann, die mit CSS versehen sind. Die DVD CCA, die für die Lizenzierung des CSS an die Hersteller von DVD-Hardware zuständig ist, meint, die Antwort gefunden zu haben. In ihrer Pressemitteilung gibt sie bekannt, dass demnächt CSS-fähige Rohlinge auf den Markt kommen.
Da eine solche Markteinführung aber eine Zeit dauern wird, will sich die Industrie zunächst auf eine Zwischenlösung beschränken: kommerzielle Kioske sollen als lokale Download-and-Burn-Shops fungieren. Aufgestellt in Kinos oder Videotheken, könnten die Kunden ihre selbst zusammengestellten DVDs aus dem Automaten ziehen. Beschränkt allerdings vorerst, wie die DVD CCA angibt, auf „seltene, historische oder spezielle Inhalten, die derzeit nicht auf DVD erhältlich sind, weil die existierende Nachfrage keine Massenproduktion rechtfertigt.“
Das Ziel: Selbst gemachte Filme mit eigenen Mitteln
Die DVD CCA möchte jedoch letztlich eine „richtige“ Heim-Lösung, also die Möglichkeit für die Nutzer, sich mit dem eigenen Brenner zuhause kopiergeschützte DVDs zu brennen. Bis es mit Recordable-CSS jedoch soweit ist, dürfte noch einige Zeit vergehen. Wie der IT-Nachrichtendienst Golem berichtet, muss die DVD CCA vorerst noch ihre Lizenzbedingungen anpassen und die CSS-Spezifikationen erweitern. Das DVD Forum, der Zusammenschluss der Hersteller und Entwickler von DVD-Technologie, muss die Standards für benötigen speziellen DVD-Rohlinge definieren. Branchenkreisen zufolge sei das, so Golem, für das Jahr 2006 nicht mehr zu erwarten.
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