Madonna gewinnt Sampling-Streit, Stockfoto-Panne der AfD, Currywurst-Index
Wenige Tage nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gab es auch vor einem US-amerikanischen Gericht eine Sampling-freundliche Entscheidung. Bereits 1990 stellte der Musikproduzent Shep Pettibone für Madonna das Stück „Vogue“ her, das zwei unlizenzierte Trompeten- und Posaunen-Samples der Plattenfirma Valsoul enthalten soll. Eines der Samples ist nur 0,23 Sekunden und gerade mal einen Akkord lang, das andere für Laien nahezu nicht wahrnehmbar. Im Gegensatz zu bisherigen Urteilen berief sich das US-Berufungsgericht auf Geringfügigkeit („de minimis“) und entschied zu Gunsten von Madonna und ihrem Produzenten.
- Appeals court cuts music samplers some slack (Los Angeles Times)
- 0,23 Sekunden: Auch Madonna darf gratis sampeln (Heise)
Stock-Footage, also generisches Bild- und Videomaterial aus Datenbanken, ist praktisch und beliebt in der Werbebranche. Doch ohne genaue Prüfung blamiert man sich damit auch manchmal. Im Wahlkampf 2013 vergriff sich die FDP, als sie für einen Fernsehspot die gleichen Videoaufnahmen nutzte wie die NPD. Und die rechtskonservative AfD, die offen gegen Menschen mit Migrationshintergrund hetzt, wirbt derzeit mit einem rumänischen Model. Für ein Werbebanner auf Facebook nutzte sie ein Datenbankbild, das die Rumänin Carla Caucean zeigt. Caucean gewann 2014 sogar einen internationalen Schönheitswettbewerb für ihr Land.
Bei einer virtuellen Stadtrundfahrt gesellschaftliche Unterschiede erfahren – das geht nun auch in Oberhausen. Ähnlich wie in der interaktiven Datenvisualisierung “M29 – Berlins Buslinie der großen Unterschiede” der Berliner Morgenpost fährt auch die Oberhausener Buslinie SB90 durch verschiedene Gegenden der Stadt. An jeder Haltestelle kann man sich über Statistiken informieren: Neben klassischen Datensätzen wie Wahlverhalten, Einkommensverteilung oder Altersdurchschnitt wurde für den SB90 ein weiteres sozialstrukturelles Merkmal erhoben: die Preise für Currywurst mit Pommes.
1 Kommentar
1 Rolf Oetinger am 7. November, 2016 um 13:41
“Und die rechtskonservative AfD, die offen gegen Menschen mit Migrationshintergrund hetzt”
Ich finde diesen Satz unangemessen. Die AfD hetzt durchaus nicht gegen Menschen mit Migrationshintergrund, ist auch keine verfassungsfeindliche Partei, sondern vertritt Thesen und Programme, die allermeist die CDU, aber auch die SPD vor ca 10-15 Jahren selbst lautstark vertreten ha´ben, die CDU als ehemals konservative Partei.
Was sagen Sie dazu?