Wissenschaftsorganisationen mit neuem Ratgeber: Open-Access-Publikationsfonds
Zunehmend gehen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dazu über, ihre Artikel auch dann im Open-Access-Modus zu publizieren, wenn sie dafür an Verlage Publikationsgebühren bezahlen müssen. Diese Zahlungen, mit denen die Artikel sozusagen für den offenen Zugang freigekauft werden, sind für die Autoren oft ein finanzielles Problem.
So beschreibt es die Arbeitsgruppe „Open Access“ der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen in einer jetzt erschienenen „Handreichung – Open-Access-Publikationsfonds“ (PDF). Die 43-Seiten-Broschüre ist unter Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht, kostenlos erhältlich und erscheint anlässlich der diesjährigen „Open Access Week“. Sie geht auf die Konzeption, den Aufbau und die dauerhafte Verankerung solcher Fonds ein und versteht sich als handlungsorientierter Leitfaden für daran interessierte Wissenschaftseinrichtungen und -organisationen an.
Open Access
bezeichnet den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen. Open-Access-Literatur im engeren Sinn ist online kostenfrei zugänglich und unter offenen Lizenzen veröffentlicht, die die weitere Nutzung erleichtern. Es gibt mehrere Ansätze: Anderswo veröffentlichte Publikationen können online zugänglich gemacht werden („Green Road“) oder in eigenen Open-Access-Zeitschriften erscheinen („Golden Road“). Beim Diamond-Open-Access-Modell fallen weder für Autor*innen noch Leser*innen Gebühren an; finanziert wird die Publikationsinfrastruktur hier von wissenschaftlichen Einrichtungen oder Wissenschaftsverbänden. In Deutschland gilt seit 2014 unter bestimmten Voraussetzungen ein Zweitveröffentlichungsrecht für Wissenschaftler*innen.
Für die drei Autoren der Handreichung, Christoph Bruch und Heinz Pampel von der Helmholtz-Gemeinschaft sowie Johannes Fournier von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, gibt es drei gewichtige Gründe für wissenschaftliche Organisationen oder Institutionen, solche Open-Access-Publikationsfonds einzurichten und zu betreiben:
1. Sie stellen der Organisation oder Institution ein verwaltungs-, organisations- und finanztechnisches Instrument zur Bewirtschaftung von Mitteln zur Verfügung, das geeignet ist, den Transformationsprozess von subskriptionsbasiertem zu Publikationsgebühren-basiertem Open-Access-Publizieren im Sinne der Wissenschaft und der einzelnen Wissenschaftlerin beziehungsweise des einzelnen Wissenschaftlers effizient und nachhaltig zu gestalten.
2. Sie geben der einzelnen Institution Aufschluss über Publikationsmenge und Publikationsverhalten ihrer Mitglieder und über die in diesem Zusammenhang anfallenden Kosten und erhöhen damit die eigene Steuerungskompetenz in der Informationsversorgung.
3. Sie bieten die Möglichkeit, die ökonomischen Beziehungen zu Verlagen neu zu gestalten und auf die Entwicklung wissenschaftsfreundlicher Geschäftsmodelle hinzuwirken – insbesondere wenn Kriterien der Mittelvergabe national und international abgestimmt werden.
Open-Access-Publikationsfonds seien, so die Autoren, „weit mehr als ein verwaltungs-, organisations- und finanztechnisches Instrument zur Bewirtschaftung von Mitteln für die Bezahlung von Open-Access-Publikationsgebühren.“ So heißt es im Resümee:
„Sie sind ein wichtiges Instrument, um die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Verlagen zu gestalten, indem Mittelflüsse nach wissenschaftsfreundlichen Kriterien gelenkt und überwacht werden. Mit der exakten Definition von Vergabekriterien für die Finanzierung von Open-Access-Publikationen können zudem wesentliche Voraussetzungen für einen nachhaltigen Umgang mit öffentlichen Mitteln geschaffen werden.“
In einer Kurzfassung ist die Broschüre auch auf Englisch verfügbar. Laut jüngeren Erhebungen aus den USA (PDF) waren in 2011 etwa 12 Prozent aller weltweit veröffentlichten wissenschaftlichen Zeitschriftenartikel dem Open-Access-Bereich zuzuordnen. Gleichzeitig wachse die Anzahl der Open-Access-Artikel schneller als die Gesamtzahl der wissenschaftlichen Artikel.
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