Angriffe auf urheber.info: „Krimineller Teil der Netzgemeinde” soll schuld sein
Seit einigen Tagen ist die Website der Initative Urheberrecht, ein Zusammenschluss von Urheberverbänden, nicht mehr zu erreichen. Wer genau hinter dem Denial-of-Service-Angriff steckt, kann niemand mit Sicherheit sagen. Auf Twitter jedenfalls verkündete als erstes das „Team Medusa”, dass die Seite nicht erreichbar sei. Kurze Rückblende: Dabei handelt es sich um jenes bis vor kurzem völlig unbekannte, angebliche „Team”, das auch das „Peerblog” angegriffen haben soll. Diverse Anonymous-Accounts leiteten die Nachricht weiter. So weit, so unklar und so überflüssig.
urheber.info Tango down to support our german #anon friends! @anonnewsde
— TEAM M3DU5A (@T3AMM3DU5A) 9. Februar 2013
Leider führt der Vorfall auch vor Augen, dass jeder ihn so interpretiert, wie es gerade ins Weltbild passt. Dass in der DAPD-Meldung die Beteiligten zu „Hackern” geadelt werden, daran hat man sich schon gewöhnt. Immerhin erklärt die Meldung knapp und verständlich, was ein solcher Angriff eigentlich ist (eine „Unmenge sinnloser Anfragen”).
Gleichsam als Kollateralschaden war auch Mediafon vom Angriff betroffen, eine nützliche und gut informierte Selbständigen-Beratung von Verdi. Der Dienst lief auf dem gleichen Server. In einer Rundmail informierte Mediafon darüber, dass „mit Verlaub – Arschlöcher” daran schuld seien. Der Ärger über den Ausfall ist verständlich. Während man „Anonymous”-Aktionen in den frühen Tagen noch wohlwollend als virtuelle Sitzblockade ansehen konnte, ist das von jedermann verwendbare Label inzwischen wohl völlig verbrannt. Es reicht offenbar schon aus, dass irgendwo „Urheberrecht” drauf steht, damit jemand die DDoS-Kanonen anwirft.
Ärgerlich ist aber auch, dass die Erklärung von Mediafon nun ebenso alles in einen Topf wirft – DDoS-Kids, die ominöse „Netzgemeinde” – die nun sogar über einen kriminellen Arm verfügen soll – am Ende selbst Parteien und Politiker, die für Urheberrechtsreformen stehen. In dem Rundbrief – hier dokumentiert – heißt es:
Liebe Kollegin, lieber Kollege,
leider hat sich der kriminelle Teil der selbsternannten Netzgemeinde entschlossen, den Server zu attackieren, auf dem auch mediafon läuft.
(…) Wir nehmen an – und so hat der ganze Ärger vielleicht auch was Gutes -, dass dies für Euch Anlass sein wird, in Diskussionen, Web-Foren und Wahlentscheidungen genauer hinzuschauen, wer Eure Interessen tatsächlich vertritt und entsprechend Stellung zu beziehen.
Von anonymen „Hackern” über die „Netzgemeinde” bis zu Parteien, die für Urheberrechtsreformen werben – die ganze Welt hat sich wieder einmal gegen die Urheber verschworen, so jedenfalls der Eindruck beim Lesen der Erklärung. Ob eine solche „Analyse” eine Grundlage für Interessenvertretung sein kann, kann wohl jeder selbst beurteilen.
1 Kommentar
1 Harry Holtin am 14. Februar, 2013 um 09:09
Äh, ich verstehe: Betrachtenswert Ist also, dass ungeschickt formuliert wurde, und nicht, dass jemand systematisch in seiner freien Meinungsäußerung behindert wird. Wortklaubing rules.
Was sagen Sie dazu?