„Samizdata“: Ausstellung und Konferenz in Berlin
Jacob Appelbaum, Aktivist, Hacker, Journalist, stellt in seiner ersten Solo-Ausstellung in Deutschland Fotos aus – analoge Fotos. Er benutzt Infrarot-Filmmaterial, das die natürlichen Farben verfremdet. Die Personen auf seinen Fotos wirken, als ob sie sich in einer anderen Welt befinden.
Er wolle seine Subjekte nicht nur als Aktivisten darstellen, sondern als vielschichtige Menschen, die neben ihrem politischen Engagement auch noch andere Seiten haben, meint Appelbaum. Den Journalisten Glenn Greenwald hat er deshalb mit seinem Lebensgefährten David Miranda fotografiert. Zu ihren Füßen steht ein kleiner Hund – die beiden sind große Hundefreunde.
Appelbaum sieht die Arbeit mit analoger Fotografie als Ermächtigung: Als jemand, dessen Leben in den letzten zehn Jahren komplett überwacht wurde, wie er bei der Presseführung sagt, ist die fotografische Arbeit mit analogem Film eine Befreiung. Ein Bild aus einem analogen Film könne man kaum kopieren, ohne Spuren zu hinterlassen.
Die Fotos zeigen die Datenaktivisten der letzten Jahre, die Wikileaksaktivisten Julian Assange und Sarah Harrison, den Journalisten Glenn Greenwald, die Filmemacherin Laura Poitras, die mit Glenn Greenwald die Snowden-Dokumente an die Öffentlichkeit gebraucht hat, den US-amerikanischen Whistleblower William Binney, der früher für die NSA gearbeitet hat, und den chinesischen Künstler Ai Weiwei.
Mit Ai Weiwei ist auch eine Installation in der Berliner NOME Galerie entstanden: „Panda Panda“. Dabei stopften Appelbaum und Ai Weiwei zwanzig Stofftier-Pandas mit geschredderten Snowden-Dokumenten und einer Mikro-SD-Karte mit dem Snowden-Archiv. Sie verschickten sie an Netz-Bürgerrechtler und Museen in der ganzen Welt.
Laura Poitras hat die Aktion für die New York Times dokumentiert:
Als Begleitprogramm zur Ausstellung findet an diesem Wochenende im Berliner Kunstquartier Bethanien eine Konferenz statt, ebenfalls unter dem Namen „Samizdata – Taktiken und Strategien des Widerstands“. Am Freitag sprechen Jacob Appelbaum und Laura Poitras über Whistleblowing, Öffentlichkeit und Menschenrechte. Am Samstag moderiere ich ein Panel über Strategien für den Widerstand im Netz.
- Ausstellung: Jacob Appelbaum — Samizdata: Evidence of Conspiracy, kuratiert von Tatiana Bazzichelli
11. September bis 31. Oktober 2015
NOME-Galerie
Dolziger St. 31, 10247 Berlin
Öffnungszeiten Dienstag – Samstag, 15-19 Uhr - Konferenz: SAMIZDATA Tactics and Strategies for Resistance
Freitag und Samstag, 11. und 12. September 2015
Studio 1, Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, Berlin-Kreuzberg
Eintritt: 5 Euro pro Tag - Interview mit Jacob Appelbaum im Blog „We make money not art“
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