„Recycled Cinema“: Tagung zur Zugänglichkeit und Nutzung von Archiven im Film
Die anderthalbtägige Tagung „Recycled Cinema“ beschäftigt sich am 11. und 12. September mit der Zugänglichkeit und der Nutzung von Archiven und audiovisueller Gedächtnisse sowie mit Fragen des Zitatrechts und des Persönlichkeitsrechts im Film. Das Symposium gehört zur diesjährigen Ausgabe des Berliner Film-Festivals „Doku.Arts“, das von iRights.info als Medienpartner unterstützt wird.
„Recycled Cinema“ will den Ist-Zustand und die aktuellen Herausforderungen für Kunst-Dokumentarfilmer beim Umgang mit filmischem Archivmaterial beleuchten. In diesem Genre sei, so die Veranstalter, im Internet eine lebendige Szene entstanden. Diese sieht sich jedoch konfrontiert mit einer verschärften Lizenzierungspraxis und Restriktionen seitens der Archive, etwa durch überhöhte Preise – ein Grund dafür, dass in Deutschland das visuelle Erbe brachliege.
Mit der Tagung sollen daher „Auswege und Zukunftsperspektiven für eine produktive künstlerische Auseinandersetzung mit unserem audiovisuellen Erbe“ aufgezeigt werden. Im Rahmen eines Abendvortrags und drei Diskussionsrunden wollen sich die Teilnehmer unter anderem mit Fragen der „Zukunftsfähigkeit und Zugänglichkeit unseres audiovisuellen Gedächtnisses sowie mit Perspektiven des Zitatrechts im Film“ auseinandersetzen. Unter dem Titel „Ethik der Aneignung” geht der Filmhistoriker Thomas Elsaesser am 11. September mit seiner Keynote in Beispielen auf die filmische Aneignung von bereits verwendetem oder vorgefundenem Filmmaterial sowie auf die Zusammenarbeit von Archiven, Wissenschaftlern und Künstlern ein.
Zitatrecht und Persönlichkeitsrecht im Film
Die drei Diskussionspanels am 12. September diskutieren das aus den USA bekannte Rechtsprinzip des Fair Use als Option für die Zukunft des Zitatrechts im Film, den Zwiespalt von Dokument und Fiktion. Zudem behandeln sie die Frage, ob Persönlichkeitsrechte zu Zensur führen können, sowie die Praxis des Remixens von Archiven für Bildungszwecke. Zu den Diskutanten gehören neben Thomas Elsaesser unter anderem Julie Ahrens, Direktorin „Copyright and Fair Use“ des Center for Internet and Society, Stanford Law School, Dirk von Gehlen, Leiter „Social Media, Innovation“ bei der Süddeutschen Zeitung, Alexander Peukert, Professor für Bürgerliches Recht und Wirtschaftsrecht an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, sowie Anthony Wall, Executive Producer BBC Arena, der Dokumentarfilmserie der BBC.
Zum „Second Hand Cinema“ betitelten Programm des Doku.Arts-Filmfestivals gehören 46 Filme aus 24 Ländern, darunter überwiegend Deutschlandpremieren. Es läuft vom 10. September bis 12. Oktober im Berliner Zeughauskino.
Die Doku.Arts gibt es seit 2006. Das Festival geht auf eine Initiative von Andreas Lewin und der Akademie der Künste in Berlin zurück und findet seitdem jährlich statt. Von 2008 bis 2012 war es dreimal in Amsterdam und einmal in Rio de Janeiro zu Gast. Die nach Darstellung der Veranstalter in dieser Art in Europa einmalige Veranstaltung will „Stärken, Vielfalt, Fantasie und Experimentierfreudigkeit des dokumentarischen Genres aufzeigen: Von der Langzeitbeobachtung über den essayistischen Film, vom Kompilationsfilm zur Hommage werden kreative Dokumentarfilme von Filmautoren und Filmdokumente präsentiert, die sich durch ihre künstlerische beziehungsweise dokumentarische Qualität auszeichnen.“
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