Großverlegeranhörung im Bundestag zur Zukunft der Presse
Im Ausschuss für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag findet am 20. Februar ein öffentliches Expertengespräch zur Zukunft der Presse statt. Geladen sind in erster Linie Vertreter vier deutscher Großverlage: Mathias Döpfner (Axel Springer AG), Rainer Esser (Zeitverlag), Julia Jäkel (Gruner + Jahr) und Christian Nienhaus (WAZ-Gruppe). Außerdem Ulrich Lingnau, Geschäftsführer des Chemnitzer Verlags und Stephan Weichert, Professor für Journalistik an der Macromedia-Hochschule in Hamburg.
Bei der „Zukunft der Presse” scheint es vor allem um die Zukunft der Großverlage zu gehen – obwohl sie kaum für alle Verlage sprechen können und mit vielen kleineren und mittleren Verlagen in Konkurrenz stehen. Warum wird also die Zukunft der Presse nahezu ausschließlich bei großen Zeitungsverlagen gesehen? Reine Online-Medien oder innovative Angebote aus dem In- und Ausland fehlen bei der Anhörung.
Auch ist nicht zu erwarten, dass die eingeladenen Verlage ihre eigenen Entscheidungen im Umgang mit Urhebern thematisieren, dass es um Zeitungsschließungen oder fehlgeschlagene und nicht ausprobierte Geschäftsmodelle geht. So ist zu befürchten, dass kritische Stimmen beim Expertengespräch deutlich in der Minderheit sind. Eher schon läuft es auf ein Wunschkonzert mit Schönfärberei und Untergangsszenarien hinaus. Ob das Erkenntnisgewinn für die Abgeordneten bringt, ist fraglich.
Befremdlich ist auch, dass wenige Tage vor den entscheidenden Abstimmungen zum hoch umstrittenen Leistungsschutzrecht für Presseverlage die Presseverlage noch einmal eine exklusive Bühne für ihre Forderungen erhalten. Dass diese die Veranstaltung zur Beeinflussung der Abgeordneten nutzen wollen, dürfte nicht überraschen. Es bleibt zu hoffen, dass die Abgeordneten wenigstens eine kritische Frage nach der anderen stellen und die Verlagsfunktionäre nicht mit Ausflüchten und Behauptungen davon kommen lassen. Dann hätte die Expertenrunde wenigstens noch ein bisschen Sinn.
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