„Störfaktor Urheberrecht”: Museumsbund drängt auf Reform
Die Anliegen der Gedächtnisorganisationen, also der Museen, Bibliotheken, Mediatheken und Archive, gehen in der aktuellen Urheberrechtsdebatte zwischen Kreativen, Nutzern und Verwertern oft unter. Doch die öffentlichen Institutionen stecken in einem Dilemma. Auf der einen Seite sollen sie das kulturelle und wissenschaftliche Erbe Europas für alle über das Internet zugänglich machen. Auf der anderen Seite behindert das nationale Urheberrecht diesen Auftrag, wie der Historiker Dietmar Preißler in seinem Aufsatz “Störfaktor Urheberrecht” (17. Mai 2012) darlegt.
Preißler ist Sammlungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte und Mitglied der Lenkungsgruppe des Netzwerks Mediatheken. Der Text ist eine überarbeitete Fassung des Positionspapiers “Kulturelles Erbe im Internet sichtbar machen” (Januar 2012) des Vorstandes des Deutschen Museumsbundes.
Der Museumsbund fordert eine Reform des Urheberrechts im Sinne der gemeinnützigen Institutionen. Zum Beispiel die Erlaubnis, das ihnen anvertraute Kulturgut über öffentlich zugängliche Internetdatenbanken in angemessener Form visuell zu präsentieren. Das bisherige Urheberrecht verhindere dies “insbesondere für den reichen Schatz an medialen Überlieferungen, allen voran der großen Massenmedien Fernsehen, Radio und Film”, schreibt Preißler.
Um rechtlich unzulässige Werkwiedergaben “über die Belegfunktion hinaus” auszuschließen, schlägt der Museumsbund technische Beschränkungen vor, etwa Einschränkungen bei der Bildqualität, digitale Wasserzeichen und einen Kopierschutz.
Wie das Urheberrecht den Kulturinstitutionen den “Übergang von analogen zu digitalen Formaten” in der Praxis erschwert, beschreibt der ehemalige Verwaltungsdirektor der Deutschen Kinemathek, Paul Klimpel (heute iRightsLab Kultur) in seinem Essay “Das Urheberrecht verursacht Depressionen” (Januar 2010).
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