Update: Nachrichtenagentur dapd droht Sportjournalist Jens Weinreich mit Klage
Update: Die Nachrichtenagentur dapd hat heute mitgeteilt, es habe sich um ein ‘Versehen’ gehandelt.
Der Sportjournalist Jens Weinreich hat vor ein paar Tagen im Auftrag der Nachrichtenagentur dapd unangenehme Post von der Anwaltskanzlei “KSP Kanzlei Dr. Seegers, Dr. Frankenheim Rechtsanwaltsgesellschaft mbh” bekommen. Der Vorwurf: “Urheberrechtsverletzung auf ihrer Webseite”. Konkreter: Weinreich habe einen Text, für den die dapd das ausschließliche Nutzungsrecht besitzt, ohne Lizenz auf seiner Website veröffentlicht. Dafür verlangt die Kanzlei nun Schadensersatz. Das anwaltliche Schreiben hat er jetzt in seinem Blog veröffentlicht.
Nach Eingang des Schreibens hat Weinreich den entsprechenden Text gelöscht. er schreibt dazu:
Von mir verlangt man für ein Zitat aus dem Oktober 2008, das von AP Deutschland stammt und das ich nun nach Eingang der Anwaltspost gelöscht habe, insgesamt 463,07 Euro.
Übel stößt ihm nun insbesondere auf, dass sich die Anwaltskanzlei bei der Berechnung der Gebühren auf die Vergütungsregeln für freie Journalisten beruft:
Das ist besonders frech und absurd, denn diese Vergütungsregeln hält kaum eines (oder eher: keines) jener Medienunternehmen ein, die derzeit wie irre aufs Urheberrecht/Leistungsschutzrecht pochen, und wohl auch nicht dapd, denn da schrieb mal jemand von “Dumpinglöhnen”
Hintergrund ist die im vergangenen Jahr geäußerte Kritik des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) an den Honorarsätzen der Nachrichtenagentur dapd. Danach soll die Tagespauschale für Journalisten bei der dapd für bis zu acht Stunden Arbeit bei 77 Euro liegen. Den Widerspruch zwischen den Vergütungen die Journalisten nach den hausinternen Vergütungssätzen bekommen und den nun im anwaltlichen Schreiben gegenüber Weinreich geltend gemachten entgangenen Lizenzkosten in Höhe von 300 Euro kritisiert er heftig.
Weinreich hat die Nachrichtenagentur inzwischen angeschrieben und auf diesen Widerspruch hingewiesen. Eine Reaktion ist bislang noch nicht erfolgt.
3 Kommentare
1 Zitierer am 13. März, 2012 um 20:30
Möglicherweise findet auch jemand anderes, dass dieser Kommentar auf turi2 interessante Aspekte zu den Geschäftgebarden enthält:
“Jens Weider (Besucher)
Dienstag, 13. Mär, 2012 @ 16.26:40
Das der dapd Geld mit veröffentlichten Textenverdient ist mir ja klar. Und das die die Rechteverletzer massiv verfolgen gab es ja auch schon öfters als Meldung (z.B. auch bei Bildern).
Für micht ist es aber ein echter Branchenwitz, da eine Nachrichtenagentur ihre eigenen Berichte, zu deren Veröffentlichung sie gesetzlich verpflichtet sind/wären, dann lieber doch nicht veröffentlicht.
Das ist doch mal eine Headline: Nachrichtenagentur verweigert sich der Veröffentlichung
Noch mehr erstaunt mich, dass sich keiner traut die Finanzinvestoren, denn die Gesellschafter sind lt. HGB die Ansprechpartner, mit dem gebotenen Nachdruck zur Veröffentlichung aufzufordern. Schließlich verklagen die doch Gott und die Welt. Und bei einem Mußgeld von bis zu 50.000 Euro, soweit ich das verstanden habe, sollte es doch irgendwo einen Rechtsanwalt geben, der so wie die DAPD-Anwälte, noch den einen oder anderen Euro mitnimmt.
Eigenartig, oder liegt es am politisch besetzten Beirat, der möglich macht, was sonst so nicht möglich ist.
Irgendwie ziemlich kurios diese “Nachrichten Gesellschaft ohne Namen aber mit Investoren mbH””
2 Zitierer am 13. März, 2012 um 21:36
Entschuldigung wegen aus “Versehen”
Weils mich interssiert, habe ich mal weiter geschaut und es scheint so, als habe dapd auch die Fahndung nach Bildrechte-Verletzern/Bilderdieben optimiert.
Da gibt es den Service von Photopatrol.de.
Illegale Bildnutzungssuche mit Anwaltsanschluß
Schaut man sich die Anschrift an, dann landet man wo?
Just da wo auch dapd sitzt: Reinhardtstr.52, 10117 Berlin.
Schön, wenn man so mitbekommt wem die von Steuerzahlern finanzierte Förderung zunutze kommt: Entwickelt wurde das Monitoring-System in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut HHI und wird durch ein Förderprogramm der Bundesregierung (ZIM-Projekt) unterstützt. (Steht in einer der Pressemitteilungen).
Toll, dass es jetzt mal so richtig los geht und sich eine Nachrichtenagentur um die Kleinkriminellen im Netz kümmert.
Das konnte ja so nicht weitergehen.
Und da die Nachrichtenagtur das allgemeine Bild über das Gesindel im Netz maßgeblich bestimmen kann, durch die Beiratsbesetzung Zugriff auf politische Kreise hat, durch die Investorenhistorie ingesamt bestens vernetzt ist, wird es wohl kaum ein entkommen geben.
Die Deutschland AG ist wieder aktiv.
Schönes, neues Wirtschaftswunderland.
Ein Paradies für Investmentmanager.
Bitte zahlen Sie vor dem ausschalten des PCs mit Kreditkarte an der Online-Kasse …
Derzeit sind es nur unbestätigte Gerüchte, aber angeblich soll bei dapd und ihren Töchtern ein Entschuldigungsautomat in Entwicklung sein. Der verschickt dann die Entschuldigung an jeden Abgemahnten, der in seinen Blogs mehr als 1.000 Klicks bekommt. Gegen Bezahlung einer geringen Aufwandsentschädigung gibts eine Pressemeldung als Add-On.
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