Mash-Ups im Bewegtbild (I): Aus dem Disney-Archiv

Auf dem Symposium ‘Verbotene Filme‘ vom 8.-10. September wird es auch um Mash-Ups und Remixe gehen. Kuratiert von Ilja Braun und Valie Djordjevic gibt es am Donnerstagabend das 90-minütige Kurzfilmprogramm ‘Mash-Up-Rolle’. Anschließend wird sich die Abendveranstaltung ‘Filmkunst trifft Netzkunst’ dem Thema widmen, u.a. in einer Podiumsdiskussion mit Dr. Matthias Leonardy (GVU) und Filmemacher Mario Sixtus (ausführliches Programm).
Als Vorgeschmack auf das Mash-Up-Programm startet an dieser Stelle eine kleine Reihe mit ausgewählten Mashup-Produktionen.
Mash-Ups im Bewegtbild (I): Disney-Material in der Mashup-Kultur
Nicht nur wegen der Berge an Material aus dem Disney-Archiv, sondern auch aufgrund der eigentümlichen Haltung der Walt Disney Company zum Urheberrecht dürfte diese für viele Mash-Up-Künstler interessant sein: Für neue Produktionen greift man bei Disney gern auf kulturelles Material zurück, das Gemeingut geworden ist – auf Märchen, mythische Narrative und bekannte literarische Figuren. Gleichzeitig werden eigene Schöpfungen jedoch mit Zähnen und Klauen davor geschützt, selbst wieder in die public domain zu fallen – etwa durch erfolgreiche Lobbyarbeit beim Copyright Term Extension Act, das die Schutzdauer in den USA um 20 Jahre verlängerte.
Eric Faden: A fair(y) use tale, 2007
In diesem Kurzfilm des Filmwissenschaftlers Eric Faden werden die US-Regelungen zum Copyright mit Schnipseln aus Disney-Filmen erklärt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Schrankenbestimmung zum Fair Use, die auch nichtautorisierte Bearbeitungen ermöglicht. Der Film ist selbst ein Beispiel dafür:
Jesse Drew: Manifestoon, 2007
Das Kommunistische Manifest von 1848 beginnnt bildstark und erzählt von einer „heiligen Hetzjagd” auf ein Gespenst, die der Papst, Metternich und andere Mächte des alten Europa veranstalten. Der Videokünstler Jesse Drew hat Passagen daraus in “Manifestoon” mit Bildern aus Disney- und anderen Cartoon-Produktionen illustriert:
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Anonymus: Ressemblance dans les Films Disney, 2008
Disney kopiert Disney: Dieser Zusammenschnitt, der seit 2008 in Blogs kursiert, greift das Thema von einer anderen Seite auf. Er zeigt, wie in den Disneyproduktionen einzelne, charakteristische Szenen bemerkenswert häufig auftauchen:
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Sind Mash-Ups verboten?
Mash-Ups sind nicht per se illegal, sehr oft ist die rechtliche Situation unklar. Selbst extrem kurze Ausschnitte sind meist urheberrechtlich geschützt. Bei Ausschnitten aus Musikvideos beispielsweise reicht die Liste der potenziell Anspruchsberechtigten von den Komponisten und Dichtern – den eigentlichen Urhebern – bis zu Sängern, Bands, Produzenten und Verwertern, die Leistungsschutzrechte auf das verwendete Material geltend machen können. Selbst profesionelle Labels sind mit dem Aufwand bei der Rechte-Klärung oft überfordert, erst recht sind es die YouTube-Amateure, die natürlich keine eigene Rechteabteilung unterhalten. Zur Einführung dazu Ilja Braun bei iRights: Remixes und Mash-Ups – kreativ, vielfältig und meistens verboten.
Ebenfalls bei iRights.info zum Thema:
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