Privatkonzerte – Ein neues Geschäftsmodell für Musiker?
Trent Reznor von Nine Inche Nails hat 2008 sehr erfolgreich vorgemacht, wie Musiker via Internet ihre Waren selbst vermarkten können.
John Wesley Harding geht nun noch einen konsequenten Schritt weiter. Sein neues Album vermarktet er nicht nur in diversen Ausstattungsvarianten zu unterschiedlichen Preisen, sondern er legt noch eins drauf:
“CRAZY DELUXE & PERSONAL: $5,000.00
DOWNLOAD, plus CD with BONUS LIVE DISC, T-SHIRT, DVD and signed framed ARTWORK plus READ ON!
Includes the entire SUPERFANCY package PLUS, and it’s a BIG PLUS:
John Wesley Harding will come and perform at your house, for you and your friends, on a mutually agreeable date. NO JOKE! If it’s near, he’ll even pay the transport; though if it’s far, you’ll have to pay. The price of this epic package, including your own personal John Wesley Harding concert, is $5,000, and at that price, we’re waiving the postage and packing. This is the only offer of its kind, and quite possibly the only offer of its kind ever.”
Mit anderen Worten: Für 5.000 US-Dollar kommt JWH ins Haus und spielt live. Dazu gibt es dann noch CD, DVD usw. usf. (Wahrscheinlich wird auch ein Erinnerungsfoto mit drin sein ;-)
Die spannende Frage lautet nun: Ist das nur ein Gag oder eine ernstzunehmende Idee?
Schaun wir doch bei Wikipedia, wer John Wesley Harding ist… Ein etwas überdurchschnittlich erfolgreicher Musiker, der normalerweise eher keine Stadien füllen wird. So würde ich meinen Eindruck zusammen fassen. Der 1965 geborene Harding hat schon eine ganze Reihe Platten aufgenommen, darunter sogar ein Top-10-Hit in den US-Rock-Charts.
Vermutlich wird Harding wie die meisten Musiker nicht allein von Plattenaufnahmen leben können, sondern mehr oder weniger regelmäßig auch Live-Konzerte spielen. Den mit Konzerten zu erzielenden Einnahmen stehen Ausgaben für Werbung, Transport, Unterkunft, Technik, Begleitmusiker usw. usf. gegenüber. Bei der Planung einer Tournee oder eines Auftritts stehen sicheren Kosten also unsichere Einnahmen gegenüber. Ob am Ende ein Gewinn übrig bleibt, ist nicht sicher.
Stellt man dieser Kalkulation nun das 5.000-Dollar-Angebot für ein Privatkonzert gegenüber (bei dem eventuell anfallende Reisekosten vom Kunden zu zahlen sind), so kann man sich leicht klar machen, daß für JWH ein erklecklicher Gewinn drin sein dürfte: JWH tritt solo auf und hat keine nenennswerten Werbe-, Reise- oder Technikkosten. Den Termin handelt der Musiker individuell mit dem potentiellen Kunden aus, so daß er auch mit einer Konzerttournee abgestimmt werden könnte, oder in eine Zeit mit geringer Beschäftigung von JWH fallen könnte. Selbst bei einer konservativen Schätzung dürften 2.000 Dollar Gewinn vor Steuern pro Konzert anfallen.
Nicht schlecht, oder?
2 Kommentare
1 Robert A. Gehring am 1. März, 2009 um 12:03
Anja Rützel hat für die FTD (26.2.2009) noch eine ganze Reihe ähnlicher Beispiele zusammengetragen: “Very Special Edition für 75.000 Dollar”. Motto: Wer genug zahlt, darf sogar mit seinem Lieblings-Drummer zusammen im Pool baden . . .
Was sagen Sie dazu?