Andrew Gowers: Schutzfristverlängerung? Nein, danke!
Der ehemalige Financial-Times-Redakteur Andrew Gowers hat sich in die Debatte um eine verlängerte Schutzfrist für Musikaufnahmen eingemischt. In einem Beitrag für die Financial Times kritisiert er den britischen Kulturminister Andy Burnham scharf, der sich vergangene Woche für die Schutzfristverlängerung ausgesprochen hat.
Die Schutzfristverlängerung für Musikaufnahmen sei “moralisch geboten”, hatte Andy Burnham seinen jüngsten Vorstoß begründet. Musiker würden ihre besten Werke oft im Alter von 20 bis 30 Jahren schaffen, deshalb müssten sie länger als 50 Jahre Schutzfrist für ihre Frühwerke bekommen. 70 Jahre dürften es schon sein, erklärte Burnham auf einem Treffen mit Musikern am vorletzten Donnerstag.
Burnhams Moral-Argument sei “ziemlich dumm” findet der ehemalige Financial-Times-Chefredakteur Andrew Gowers in einem Beitrag für die Financial Times. Würde man Burnhams Argumentation ernst nehmen, dann könne man sich auch auf den Standpunkt stellen, dass “Sportler ein moralisches Recht haben, sich mit 30 pensionieren zu lassen”, so Gowers.
Gowers beharrt in seiner Kritik an Burnham darauf, dass das Urheberrecht “ein ökonomisches Instrument und kein moralisches ist”. Forscher hätten klar gezeigt, dass Schutzfristverlängerungen mit “hohen Kosten für die Allgemeinheit und nur geringfügigem Nutzen für die Kreativen” verbunden seien. Die Gewinner wären im Fall von Musik die Plattenfirmen und nicht die Musiker.
Andrew Gowers hatte im Dezember 2006 nach einjähriger Arbeit im Auftrag der britischen Regierung einen 150-seitigen Bericht zum Zustand und zur Zukunft des britischen Systems des geistigen Eigentums (IP) vorgelegt. In seinem Bericht hatte Gowers empfohlen, keinesfalls die Schutzfrist für Musikaufnahmen zu verlängern. Gowers schrieb dazu:
“Die vorliegenden ökonomischen Zahlen sprechen dafür, dass bereits die jetzt gültige Schutzfrist bei weitem das notwendige Maß überschreitet, um Anreize für neue Werke zu schaffen.”
Gowers empfiehlt der in Schwierigkeiten geratenen Musikindustrie, die Möglichkeiten “von sozialen Netzwerken und Web 2.0” besser zu nutzen. Wenn sie stattdessen weiter an den falschen Instrumenten festhielte, könnte sie sonst so dastehen wie Burnham: “dumm und ahnungslos”.
Was sagen Sie dazu?