Neue Interessenvertretung freier Journalistinnen und Journalisten gegründet: Freischreiber
Yes, we can auch! Gründungskongress der Freischreiber in Berlin. Auf dem Podium (v.l.n.r.) die Vertreter der Fotografenvereinigung Freelens, Bertram Solcher und Lutz Fischmann, und die späteren Freischreiber-Vorsitzenden Kai Schächtele und Felix Zimmermann. (Foto: Matthias Spielkamp)
Am Wochenende haben freie Journalstinen und Journalisten in Berlin eine eigene Interessenvertretung gegründet: Freischreiber. Ich war dabei, habe aber leider gerade keine Zeit, einen eigenen Eintrag dazu zu schreiben. Daher hier die Pressemittelung:
Freie gründen ersten eigenen Berufsverband
Freischreiber vertritt künftig die Interessen freier Journalisten aller Medien in Deutschland
Berlin. Am Wochenende haben 140 freie Journalisten den Verband „Freischreiber – Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten“ gegründet. Sie verständigten sich auf dem Gründungskongress auf gemeinsame Standards und Forderungen. Zum Vorsitzenden wählten sie Kai Schächtele, freier Journalist in Berlin; Eva-Maria Schnurr, Wissenschaftsjournalistin in Hamburg, und Felix Zimmermann, freier Journalist in Oldenburg, wurden als Stellvertreter gewählt.
Der Verband setzt sich für eine weitere Professionalisierung der Zusammenarbeit zwischen Redaktionen und Autoren sowie bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Honorare ein. Gründungsmitglieder sind namhafte freie Journalisten aller Medien. „Viele freie Journalisten hatten in der Vergangenheit das Gefühl, gegenüber Medienunternehmen als Einzelkämpfer dazustehen“, sagt Kai Schächtele. „Das große Interesse von Beginn an hat gezeigt, dass wir einen solchen Verband brauchen.“
Freischreiber ist der Verband hauptberuflich freier Journalisten, die in den Bereichen Print, Hörfunk, Fernsehen und Online arbeiten. Er tritt für eine klare Abgrenzung der journalistischen Arbeit vom Bereich Public Relations (PR) ein. Ohne Gegenstimme verabschiedete der Kongress am Samstag eine Selbstverpflichtung, die die Vermischung beider Sphären ausschließt (siehe unten). „Viele freie Journalisten übernehmen immer wieder PR-Aufträge“, sagt Felix Zimmermann. „Wir verlangen von unseren Mitgliedern, dass sie diese Aufträge nicht mit ihren journalistischen Aufgaben vermischen.“
Die Gründung von Freischreiber fällt in eine Zeit, in der die Bedeutung freier Journalisten in den Redaktionen weiter wächst. Durch den Kostendruck in Verlagen und Sendern werden Redaktionen immer weiter ausgedünnt und viele Aufgaben von Freien übernommen. Zugleich verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen für freie Journalisten, weil viele Medienunternehmen Honorare kürzen und zunehmend versuchen, Beiträge ohne zusätzliches Honorar in ihre Internetangebote zu integrieren und an Dritte weiter zu verkaufen.
„Freischreiber klingt doch eigentlich himmlisch“ stellte der Autor und taz-Mitbegründer Tom Schimmeck in seiner Auftakt-Rede fest. Aber er verwies auf den Verfall der Sitten im Mediengeschäft, unter dem freie Autoren besonders litten. „Die Qualitätspresse missachtet ihren Anspruch, Qualität zu liefern“, sagte er. „Sie braucht mehr und mehr Freie, damit der Laden überhaupt noch läuft. Zugleich ruiniert sie mit immer neuen Spartricks deren Existenz.“ Stefan Niggemeier ermunterte die Teilnehmer, sich von Verlagen und Sendern unabhängiger zu machen. „Ich wundere mich, dass nicht mehr freie Journalisten die Möglichkeit nutzen, an den Medienhäusern vorbei im Internet zu veröffentlichen“, sagte der „Bildblog“-Gründer. „Um zu publizieren, sind wir doch alle Journalisten geworden.“
———
Wortlaut der Selbstverpflichtung:
„Ich verpflichte mich zur Wahrung der journalistischen Unabhängigkeit. Ich lege Abhängigkeiten und Interessenverflechtungen offen. Ich lanciere keine als Journalismus getarnten PR-Beiträge. Ich lasse mich nicht von zwei Seiten bezahlen. Solche Praktiken sind mit meinem Verständnis von Journalismus unvereinbar.“
So setzt sich der neue Vorstand zusammen:
Kai Schächtele (Vorsitzender), Eva-Maria Schnurr, Felix Zimmermann (Stellvertreter), Benno Stieber (Schatzmeister), Uta Heyder, Julia Schoon, Wolfgang Michal, Tobias Romberg, Thilo Schmidt (Beisitzer)
Was sagen Sie dazu?