kidffm: “Von Musik 2.0 und der Zukunft der Musikindustrie”
Im kidffm-Blog gibt es einen langen, interessanten Beitrag von Francis Northend, in dem dieser sich Gedanken über die “Zukunft der Musikindustrie” macht. Lesenswert!
An einer Stelle schreibt er über die Nutzung von Tauschbörsen:
“…es ist verführerisch problemlos möglich, sich dauerhaft mit absolut individueller Musik zu versorgen, ohne auch nur ein einziges Album kaufen zu müssen.”
Damit trifft er in meinen Augen einen ganz wunden Punkt der Plattenfirmen. Aus der wissenschaftlichen Marktforschung ist seit Jahren das Phänomen bekannt, daß die Nachfrage immer individueller, immer fragmentierter wird. Die Zeiten als jede und jeder dasselbe Produkt kaufen wollte, um Teil einer Massenkultur zu sein, neigen sich dem Ende zu. Die Anbieterseite muß darauf angemessen reagieren, wenn sie ihre Waren weiterhin verkaufen will. Eine mögliche Reaktion der Anbieter darauf wird als “mass customization” (Wikipedia-Artikel) bezeichnet. Dell hat bei Computern demonstriert, wie das funktioniert; die Autorhersteller haben damit seit langer Zeit Erfahrungen gesammelt. Ein ganz modernes Beispiel sind die Online-Fotodienstleister bei denen man sich individuelle Fotobücher bestellen kann.
Ein Angebot wie iTunes überträgt im Grunde genommen das Prinzip “mass customization” auf die Ware aufgezeichnete Musik. Vorgemacht haben es allerdings die Tauschbörsen, wie Francis Northend treffend feststellt. Die Webcaster, die Radiostationen des Internets, haben natürlich auch ihren Beitrag dazu geleistet. Die Plattenfirmen schauten zu und klagten.
Die Plattenfirmen haben sich lange Zeit gegenüber der Fragmentierung der Nachfrage bei den Musikhörern taub gestellt. Ökonomisch könnte man da auch von Marktversagen sprechen: Die offensichtliche Nachfrage wurde nicht bedient.
Die jetzt von den Plattenfirmen akzeptierten und unterstützten Flatrate-Modelle und Download-Portale sind zumindest eine plausible Antwort auf die — nicht mehr länger zu leugnende — Nachfrage. Diese werden ihren Teil dazu beitragen, die in den vergangenen Jahren entstandene Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen. Das Wachstum der Umsätze beim elektronischen Musikvertrieb im vergangenen Jahr zeigt das bereits deutlich.
Auf ein Angebot, bei dem sich potentielle Käufer ihre Wunsch-CD (oder -LP) mit gedrucktem Booklet (oder Cover) aus einer unbegrenzten Anzahl von Titeln aus allen Zeiten bestellen können, werden wir wohl noch ein Weilchen warten müssen.
Was sagen Sie dazu?