“Do it again, Trent!”
Die Band Nine Inch Nails wird ihrer Vorreiterrolle bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für die Vermarktung digitaler Musik weiter gerecht. Das neue Album „The Slip“ stellt NIN kostenlos zum Remixen zur Verfügung — „als Dankeschön an die Fans“.
Wer seine Email-Adresse angibt, erhält einen Link zu den Musikdateien. Die Dateiformate variieren dabei von MP3 über FLAC bis hin zu 24-Bit-96kHz-WAVE. Dazu gibt es ein PDF mit den Credits und dem Artwork zum Album. Wer lieber eine CD oder LP des Albums kaufen will, muss sich noch bis Juli gedulden. Die Band beschränkt sich nicht darauf, ihre Musik bloß zum Anhören verfügbar zu machen, sondern stellt sie gleich unter eine Creative Commons Attribution-Non-Commercial-Share-Alike-Lizenz. Wer mag und dazu in der Lage ist, darf also nach Herzenslust remixen, solange er/sie die Lizenzbestimmungen beachtet.
Beim Musikvertrieb allein will NIN aber nicht stehen bleiben. Die Band steigt auch in die Direktvermarktung von Konzertkarten ein. Wer sich auf der Website der Band registrieren lässt, bekommt die Gelegenheit, ein personalisiertes Ticket noch vor dem offiziellen Start des Vorverkaufs zu bestellen. Dazu die Band: „Unser Ziel ist es, die besten Tickets in die Hände der Fans und nicht in die Hände der Ticket-Skalpjäger und/oder –Händler zu geben.“ Beim Eintritt zum Konzert ist dann neben der personalisierten Eintrittskarte ein Ausweis vorzuzeigen, um Einlass zu bekommen.
Die Band Nine Inch Nails hatte einen im vergangenen Jahr ausgelaufenen Plattenvertrag mit dem Universal-Label Interscope Records nicht verlängert. Stattdessen haben die Bandmitglieder um den Sänger Trent Reznor entschieden, ihre Musik künftig selbst zu vermarkten. (Darüber hatte ich damals einen ausführlichen Artikel geschrieben.)
Interessant ist ein Vergleich mit der Band Radiohead. Die hatte kurz vor NIN ihr neues Album „In Rainbows“ zum „Wunschpreis“ (pay-as-you-like) im Internet vertrieben. Der Web-Auftritt des Albums fiel wesentlich spartanischer und wohl auch wesentlich weniger erfolgreich aus als der von NINs „Ghost I-IV“, wenn man den Spekulationen in diversen Medien glauben schenken darf (Radiohead selbst hat keine Zahlen veröffentlicht). Radiohead hat nun Konsequenzen gezogen. Bandleader Thom Yorke gegenüber dem Hollywood Reporter:
„I think it was a one-off response to a particular situation…I don’t think it would have the same significance now if we chose to give something away again. It was a moment in time.“
Was sagen Sie dazu?