Fundstücke zur Kreativwirtschaft
Tagtäglich gebiert der Moloch Internet Neuigkeiten aller Art, unterhaltsame und öde, relevante und obskure. Hier die aktuelle Auswahl, handverlesen (oder muß das jetzt Hand verlesen heißen…?).
Wikipedia bei Bertelsmann
Bertelsmann druckt Wikipedia nach, berichtet der Heise Newsticker. Wikimedia-Deutschland-Vorstandsmitglied Mathias Schindler ist erfreut: „Es wird weltweit das erste gedruckte allgemeine Nachschlagewerk auf Basis von Wikipedia-Inhalten sein“. Wohin die Profite aus dem Geschäft fließen werden, wird nur teilweise mitgeteilt: „Im Handel soll der Einbänder knapp 20 Euro kosten – davon geht ein Euro an den Verein Wikimedia Deutschland.“ Allerdings soll es eine kostenlose Online-Version des einbändigen Lexikons geben. Bertelsmann, zur Erinnerung, ist Europas größter Medienkonzern.
Teurer Lobbyismus
Die US-Musikindustrie läßt sich passende Gesetze einiges kosten. Ars Technica hat recherchiert, wieviel genau: 2 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr. Das geht aus den gesetzlich vorgeschriebenen Berichten zum Lobbying im US-Kongreß hervor. Dort sind alle Ausgaben der Recording Associaton of America (RIAA) aufgeführt. Die Millionen investierte die RIAA in vier Gesetzgebungsverfahren: PRO-IP Act; Intellectual Property Enforcement Act; The College Opportunity and Affordability Act; gesetzlich vorgeschriebene Abgaben für Rundfunksender, inkl. Webcaster.
Fingerabdrücke für YouTube
YouTube und andere Websites für User Generated Content (UGC) werden wohl in Zukunft genauer unter die Lupe genommen. Mittels elektronischer Fingerabdrücke für Musik- und Filmdateien will BayTSP in Zusammenarbeit mit der Nippon Telephone and Telegraph Corporation (NTT) versuchsweise die „Piraterie“ auf den Webangeboten besser überwachen. BayTSP-CEO Mark Ishikawa erklärte dazu laut CNET-News-Blog: „Das Ziel dieses Versuches ist es, ein Video- und Audio-Fingerprinting-Dienst aufzubauen, der es Inhaltebesitzern erlaubt, die Nutzung ihres geistigen Eigentums weltweit zu verwalten.“
Wie dumm ist Deutschlands Jugend?
Der SPIEGEL wiederum erklärt auf seinem Online-Portal, „Wie Deutschlands Jugend dumm geredet wird“. Im Artikel geht es darum, daß Deutschlands Zeitungsverleger immer weniger Zeitungen verkaufen. Um den Umsatz anzukurbeln, haben die Zeitungsverleger jetzt mit Unterstützung von Kulturstaatsminister Bernd Neumann eine „Nationale Initiative Printmedien – Zeitungen und Zeitschriften in der Demokratie“ ins Leben gerufen. Was hat das mit der Artikelüberschrift zu tun, fragt man sich unwillkürlich. Nun, die Zeitungsverleger haben „Deutschlands Jugend“ als die Schuldigen für die Umsatzeinbußen ausgemacht. Diesmal ist aber nicht die Rede von Piraterie, wie bei den sinkenden Umsätzen der Plattenfirmen. Nein, diesmal ist die „sinkende Lesefähigkeit“ (Neumann) von Deutschlands Jugend“ Schuld, und ihr „zurückgehende[s] Interesse an gesellschaftspolitischen Fragen“.
Die Autoren des SPIEGEL-Artikels, Konrad Lischka und Christian Stöcker, wollen Neumanns Analyse allerdings nicht so recht folgen: „Das wahre Problem, und das wissen vermutlich auch die Initiatoren der ,Initiative Printpresse’, liegt ganz woanders: Anzeigen auf Papier sind im Augenblick noch deutlich teurer als Anzeigen auf Webseiten. Der Wandel von analog zu digital bringt keine primär gesellschaftliche, sondern eine primär wirtschaftliche Schwierigkeit mit sich: Guter Journalismus ist teuer, und Onlinejournalismus rechnet sich zu den derzeitigen Marktpreisen nur in einigen wenigen Fällen. Das ist ein Problem – aber man löst es gewiss nicht, indem man die weglaufende Zielgruppe fortwährend der Dummheit bezichtigt.“ Die größten Auflagenverluste müssen laut Artikel übrigens „Erotikblättchen“ wie Coupé hinnehmen – und für deren Lektüre braucht es nun wirklich nicht viel Lesefähigkeit oder gesellschaftliches Engagement. So doof ist „Deutschlands Jugend“ also vielleicht gar nicht…
Hollywood-Studios wollen eigenen Sender
Hollywood On Demand: „Hollywood-Studios planen US-Bezahlsender“, weiß die Financial Times Deutschland zu berichten. Anscheinend sind die Verhandlungen mit einem etablierten Pay-TV-Sender geplatzt, weil Viacom und Lionsgate mehr Geld wollten, als Showtime zu zahlen bereit war. Die Rede ist von „mehreren 100 Mio. $ im Jahr“.
Plattenfirmen werden sozial
Und schließlich scheint die Musikindustrie auf die Idee gekommen zu sein, dahin zu gehen, wo die Kunden sind (und diesmal nicht mit einer Klageschrift). Wie das Branchenblatt Billboard Ende vergangener Woche mitteilte, hat sich die weltgößte Musikfirma, die Universal Music Group (UMG), bei Buzznet eingekauft. Buzznet ist eine von vielen „sozialen Websites“, die derzeit im Internet wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden zu schießen scheinen. UMG will laut Billboard seinen ganzen Katalog zum Streaming via Buzznet anbieten. Bei UMG unter Vertrag stehende Künstler sollen Gastblogger werden.
1 Kommentar
1 /sms ;-) am 22. April, 2008 um 14:50
wow! sensationelle zusammenstellung! d!a!n!k!e!
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