Der Verlust des filmischen Kulturerbes
Ganz aktuelle Zahlen aus zwei Beiträgen zum Verlust des filmischen Kulturerbes:
- “Weniger als die Hälfte aller vor 1950 gedrehten Spielfilme hat bis heute überlebt.” (Übersetzung von mir) (ComputerWorld: Digital crisis: Motion pictures may fade to black, 8. Februar 2008)
- “Experten schätzen, dass bis zu 90% aller Stummfilme verloren sind.” (Telepolis: Die große Filmsuche rund um die Welt, 10. Februar 2008)
Beide Artikel führen eindringlich vor Augen, daß die Bewahrung von moderner Kultur ein noch weitgehend ungelöstes Problem darstellt. Die Digitalisierung stellt keine Lösung dafür dar, wie der Artikel aus der ComputerWorld vorrechnet — die Kosten für digitale Archivkopien sind im Verhältnis zu denen für Analogkopien um ein Mehrfaches höher. Es wäre zu wünschen, daß solche Probleme bei der Weiterentwicklung der Filmförderung (dazu ein Artikel bei Urheberrecht.org vom 8. Februar 2008) angemessen berücksichtigt würden.
Eine denkbare Möglichkeit, das Problem anzugehen, wäre, die private Archivierung zu fördern. So ließe sich ein Archiv aus weltweit verteilten, redundanten Kopien aufbauen, getreu dem Motto von Sicherheitsfachleuten: “No single point of failure!” Dem steht aber in vielen Fällen, besonders bei digitalen Medien, das geltende Urheberrecht im Wege. Auf legale Weise lassen sich beispielsweise in Deutschland keine Kopien von DRM- und kopiergeschützten Datenträgern anfertigen. Doch manchmal sind, wie die Geschichte immer wieder zeigt, illegale Kopien die letzte Rettung. Über ein Beispiel berichten die Science News: The Grammy in Mathematics (9. Februar 2008). Die einzige erhaltene Kopie einer Live-Aufnahme (von 1949) des großen US-amerikanischen Songschreibers Woody Guthrie ist eine “Raubkopie”, ein “Bootleg”. Für die Restaurierung der illegalen Aufnahme wurde der Mathematiker Jamie Howarth für einen Grammy nominiert.
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