Programm „Citizen Me“ will Datenökonomie sichtbarer machen
Beim Handelsblatt berichtet Michaël Jarjour über das Programm „Citizen Me“, das über Nutzungsbedingungen von Plattformen informiert und das Bewusstsein für die Datenökonomie zu schärfen verspricht. Einmal installiert, schaut es nach, welche Programme auf dem Smartphone vorhanden sind und informiert, was die Anbieter mit Daten und Inhalten der Nutzer vorsehen:
Das zeigt mir die App in einer Reihe von farbigen Kreisen mit den Logos der Online-Dienste. Interne Anwälte haben die AGB von Dutzenden Firmen, darunter Facebook, Google und Twitter, analysiert und in leicht verständliche Sprache übersetzt. Zusammen mit der Cambridge Universität ist ein Psycho-Test entstanden, der zeigen soll wie Datenbroker uns sehen.
Interessant am Ansatz der „Citizen Me“-Entwickler und des Gründers StJohn Deakins ist, dass sie nicht am klassischen Modell der Datensparsamkeit interessiert sind. Nach eigenen Aussagen wollen sie in der üblichen Gleichung „Biete Webdienst, sammle Daten“ der Internetwirtschaft vielmehr die Variablen und die Bedingungen ändern. Sie erklären:
What was once personal information is increasingly shared with the world and harvested for others gain. Our personal data is worth billions of dollars a year, it fuels the Internet, but we don’t get to choose the terms of the deal. It’s time for this to change.
So sollen Nutzer ihre Daten nach den Plänen der Entwickler in Zukunft über die Plattform selbst an Datenbroker verkaufen können – was bislang den Unternehmen vorbehalten bleibt, „Citizen Me“ würde einen Anteil einbehalten. Im Moment bleibt das Programm aber noch ein Info-Werkzeug, das unter anderem informiert, wenn sich Nutzungsbedingungen ändern.
So reagiert „Citizen Me“ einerseits auf sinkendes Vertrauen in Internetdienste, muss es andererseits aber selbst erst aufbauen. Ob „Citizen Me“ – einer Firma mit Sitz in Großbritannien – und seinem Ansatz das gelingt, muss sich zeigen. So fordert „Citizen Me“ selbst Zugriffe auf die Accounts von sozialen Netzwerken an und sammelt standardmäßig anonyme Nutzungsdaten. Nach eigenen Angaben speichert es Daten nur lokal auf dem Telefon des Nutzers.
Da das Programm bis jetzt nicht quelloffen ist, lässt sich das jedoch nur schwer überprüfen. Im Moment ist es für die iOS-Plattform erhältlich, weitere Versionen sollen folgen.
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