Entscheidung zum Google Book Settlement: Was jetzt passieren muss
Der New Yorker Richter Denny Chin hat die Einigung zwischen den Verbänden von US-Autoren und -Verlagen und der Firma Google verworfen.
Die Einigung, Google Book Settlement genannt, hatte in den vergangenen zwei Jahren weltweit die Gemüter erhitzt. Google hatte Millionen Bücher digitalisiert, ohne um Erlaubnis zu fragen. Nachdem anfangs Verlage und Autoren geklagt hatten, einigten sie sich außergerichtlich mit Google.
Diese Einigung war so weitreichend, dass Interessengruppen nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt dagegen Sturm liefen. Selbst die Regierungen Deutschlands und Frankreichs schickten Einwände an Richter Chin. Denn nicht nur die Mitglieder der Verbände wären daran gebunden gewesen, sondern alle Autoren und Verlage, zum Teil auch im Ausland.
Die Genugtuung, mit der etwa der Börsenverein des Buchhandels direkt nach dem Urteil einen „Sieg des Urheberrechts“ ausrief, ist heuchlerisch. Millionen Urheber hätten vom Settlement profitiert, weil die Verlage – und nur deren Interessen werden vom Börsenverein vertreten, nicht die der Autoren – ihre Bücher nicht mehr anbieten. Über Google Books wären sie wieder erhältlich gewesen.
Doch nicht nur diese Bücher bleiben so bis auf Weiteres verborgen, sondern auch Millionen so genannter verwaister Werke – Bücher, die noch vom Urheberrecht geschützt sind, deren Rechteinhaber aber verschollen sind.
Die Leser, wir alle, sind damit vorerst der zweite große Verlierer von Richter Chins Entscheidung.
Es ist trotzdem gut, dass Chin so geurteilt hat. Denn das Settlement ging zu weit. Es sollte nicht privaten Unternehmen überlassen werden auszuhandeln, wer zu welchen Bedingungen Zugang zu Millionen von Büchern bekommt – und damit zu einem großen Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Derartige Regelungen sollte der Gesetzgeber treffen.
Nur: der Gesetzgeber drückt sich seit Jahrzehnte davor, und die Verlagsvertreter stärken ihm dabei den Rücken. Das hat Google allen vor Augen geführt. Jetzt kann das Justizministerium beweisen, dass es nicht nur gegen das Google Book Settlement ist, sondern sich für eine gesellschaftlich ausgehandelte Lösung einsetzt. Denn sonst bleiben wir Leser die Verlierer.
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