Jürgen Oechsler: Urheberrecht muss verständlicher werden
Aus meiner Sicht besteht das größte Problem des deutschen Urheberrechts darin, dass es aus Sicht eines Laien viel zu kompliziert ausgestaltet ist. Deshalb wird es vom breiten Publikum nicht verstanden und auch nicht ernst genommen.
Beispiel: Dem Nutzer ist es erlaubt, eine legal erworbene CD auf seinen Rechner zu kopieren, nicht aber, den Rechner mit der Kopie später im Internet frei zu schalten – und auch nicht dann, wenn der Hersteller einen wirksamen Kopierschutz implementiert hat. Nicht einmal jeder Jurist kann die Frage beantworten, ob eine von einem Freund entliehene CD kopiert werden darf – usw. usf.
Dieses Regelungsdickicht ist das Ergebnis zahlreicher politischer Kompromisse, die jeder Seite gegenüber – den Wählern und der Kulturindustrie – fortwährend neue Zugeständnisse machen, zugleich aber dazu führen, dass am Ende nur ein Spezialist die Frage beantworten kann, was verboten und was erlaubt ist. So kann das Urheberrecht gegenüber dem normalen Nutzer nicht funktionieren!
Zur Person
Prof. Dr. Jürgen Oechsler, Jahrgang 1963. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und Orientalistik in Saarbrücken, Habilitation im Jahre 1996. Professur an der Universität Potsdam 1998 und an der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz 2003. Tätigkeitsfelder: Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht.
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